Ungenutzte Reserven

Da hatten sich die Sozialdemokraten in den Siebzigern so ins Zeug gelegt, das Bildungssystem zu sozialisieren, und nun das: Nach einer Studie des Deutschen Studentenwerkes (DSW) gehen nur acht Prozent jener an die Universitäten, deren Eltern eine einfache berufliche Stellung haben. Aus den hohen Einkommensschichten sind es hingegen 72 Prozent. Das DSW macht für diese Entwicklung nicht zuletzt die "Talfahrt" des Bafög verantwortlich. Die Anzahl der Studierenden, die in den alten Bundesländern gefördert worden sei, ist nach Angaben der Untersuchung zwischen 1982 und 1997 von 37 auf 17 Prozent zurückgegangen. In den ostdeutschen Ländern waren es 1994 immerhin 54,8 Prozent, 1997 dagegen nur noch 30,7 Prozent. Jetzt aber, wo wieder die Sozis loslegen dürfen, wird sowieso alles anders. So kündigte der Parlamentarische Staatssekretär im Bildungsministerium, Wolf-Michael Catenhusen (SPD), in der Frankfurter Rundschau an, Bafögsätze und Elternfreibeträge zu erhöhen. Schließlich dürften die "Begabungsreserven" nicht länger ungenutzt bleiben.