»Selbstverteidigung« der Wurst

Die Lkw-Fahrer waren vom Stau entnervt, die 3 000 polnischen Bauern von ihrer Regierung. 30 Stunden lang blockierten sie den Grenzübergang Swiecko bei Frankfurt/Oder, um gegen die EU-Agrarpolitik und für höhere Subventionen zu demonstrieren. Für die polnischen Bauern geht es um die Wurst. Sie fordern mehr staatliche Unterstützung, um gegen die Billigimporte aus der EU bestehen zu können. Die Regierung drohte damit, die Blockade notfalls mit Gewalt aufzulösen.

Wegen der angestrebten EU-Integration hat Polen in den letzten Jahren seine Grenzen für subventionierte EU-Produkte geöffnet. Jetzt fürchten viele Bauern um ihre Existenz: Jeder vierte Beschäftigte arbeitet derzeit noch in der Landwirtschaft. Die ist von kleinen und wenig modernisierten Höfen geprägt, die mit dem agro-industriellen Sektor Westeuropas nicht konkurrieren können. Ein Sprecher der Bauerngewerkschaft "Selbstverteidigung" zeigte sich nach der Beendigung der Aktion zufrieden: Immerhin sei es gelungen, Polen und das Ausland auf die Probleme polnischer Bauern aufmerksam zu machen. Weitere Blockaden und eine Großdemonstration in Warschau sind für März angekündigt. Auch deutsche Landwirte fürchten um ihre Kohlköpfe und protestierten vergangene Woche in Berlin auf der Grünen Woche gegen die in der Agenda 2000 vorgesehene Agrarreform, die jetzt in die entscheidende Phase treten soll. Am 22. Februar wollen sich die Bauern aus ganz Europa in Brüssel treffen, um gegen die EU-Agrarpolitik zu demonstrieren.