Wölfe und Menschenrechte

Was macht eigentlich ein "Wolf, den man beauftragt, eine Herde Schafe zu bewachen"? Dasselbe wie die inoffizielle "Nummer zwei" der Separatistengruppe Eta in der politischen Debatte Spaniens: die Menschenrechte verteidigen. Am vergangenen Donnerstag wurde José Antonio Urrutikoetxea Bengoetxea von der baskischen Wahlkoalition Euskal Herriatok (EH) als einer von drei Vertretern für die Menschenrechtskommission des baskischen Parlaments benannt. Urrutikoetxea sitzt zwar wegen diverser Eta-Verfahren in Untersuchungshaft, wurde bei den Wahlen am 23. Oktober letzten Jahres dennoch ins Parlament von Vitoria gewählt.

Für die baskische Regierungsartei PNV ist das ganz normal, weil das mutmaßliche Eta-Mitglied "ein Parlamentsabgeordneter ist wie jeder andere auch". Als "makaberen Sarkasmus" und "Provokation" bezeichneten dagegen die spanischen Demokraten die Personalentscheidung der EH: Regierungssprecher Josep Piqué i Camps nannte Verhandlungen mit dem Neo-Menschenrechtler "nicht akzeptabel" und erhielt sogleich die Unterstützung der oppositionellen Sozialisten, die sich "auf keinen Fall" mit Urrutikoetxea zusammen an einen Tisch setzen wollen. Dabei würde wahrscheinlich in einem Punkt Einigkeit herrschen: Daß ohne eine moralische Institution zur Überwachung der Menschenrechte alles noch viel schlimmer wäre.