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Ganz schön aufregend, so ein Ministerrücktritt! Chaos und Tränen, Ministerrücktritt! Chaos und Tränen, wie zuletzt beim Tod von Kennedy. Und dann die bange Frage: Sinkt jetzt meine Massenkaufkraft? Und sollten wir unsere Leser und Leserinnen am Ende umsonst mit der Keynes-Debatte gequält haben? An Krieg dachte aber noch niemand von uns, als am Donnerstag, kurz vor 18 Uhr, der Karlsruher Fiskal-Experte F. telefonisch vermeldete, daß "Oskar Lafontaine zurückgetreten ist". Beweisen konnte er das allerdings nicht. Umgehend erfolgte die Kontaktaufnahme mit unserem SPD-Verbindungsmann H. Der steht allerdings so weit links, daß er nie hört, was die Neue Mitte sich gerade so erzählt, und er weiß deshalb von gar nichts, will aber sofort mit Christa Müller telefonieren.

Aber wo steckt eigentlich der besonnene A., der Wirtschaftsredakteur mit Euro-Kompetenz? Seit Stunden hat ihn niemand mehr gesehen. Angeblich in einer wichtigen Wirtschaftsangelegenheit unterwegs, enge Vertraute von A., berichten indes, er sei nur kurz zum Bierholen gegangen. Allmählich beginnen wir zu verstehen. "Wichtige Wirtschaftsangelegenheit", "Bier", na klar, Postkeynesianer und Neohedonist A. macht das momentan einzig Richtige: Kaufen! Doch, als A. mit Tüten voller Dosenbier zurückkehrt, ist er noch völlig ahnungslos. "Rücktritt!?"

B. dagegen rät zu direkten Aktionen, fuchtelt wie wild mit den Armen, ruft "Machtvakuum!" und "Auf nach Bonn!", setzt sofort zum Sprung an, als stünde die Erstürmung des Wasserwerks unmittelbar bevor. B. beschließt aber, noch den nächsten Morgen abzuwarten. Da aber ist es bereits zu spät und das Machtvakuum schon wieder besetzt. Der Straßenkampf wird abgesagt, Analysen sind wieder gefragt. Was bringt Eichel? Noch mehr Phallozentrismus? Oder gibt's Krieg unter Schröders völkischer Akkumulationsdiktatur? "Was? Schon wieder ein Dritter Weltkrieg?" stöhnt K. und schlägt vor, die These ihrem alljährlichen Verfallsdatum zu überlassen.

Sachte, sachte, sagen auch die Nachbarn der Lafontaines. Dem sei es doch nur zu blöd gewesen, immer zwischen Bonn und Saarland hin- und herzufahren. Demnächst befriedet der gefährlichste Mann Europas nur noch die Vororte Saarbrückens.