Sehr, sehr großer Fortschritt

Alle Welt freut sich für Osttimor - nur die Menschen in Osttimor nicht. In der Nacht zum Freitag hat die indonesische Regierung akzeptiert, daß die BewohnerInnen Osttimors "in einer direkten Abstimmung" über ihre politische Zukunft entscheiden dürfen. Der UN-Sonderbeauftragte Jamscheed Marker sprach von einem "sehr, sehr großen Fortschritt"; die USA, Australien und die EU-Staaten begrüßten die Entscheidung. Auch die ehemalige Kolonialmacht Portugal, die bis heute in der Uno als rechtmäßige Verwalterin von Osttimor angesehen wird, zeigte sich erfreut. Was "direkte Abstimmung" bedeutet und wie diese vonstatten gehen soll, bleibt jedoch unklar. Der indonesische Außenminister Ali Alatas fügte sogleich hinzu, daß damit keinesfalls ein "umfassendes Referendum" gemeint ist, auch den Begriff Volksentscheid lehnt er ab. Friedensnobelpreisträger José Ramos Horta bleibt daher vorerst skeptisch: "Die Indonesier haben uns bisher keinen Grund gegeben, ihnen zu trauen."

200 000 Menschen kamen seit der Besetzung Osttimors 1975 ums Leben. Während die Verhandlungen andauern, rüstet die indonesische Armee weiterhin indonesische Gegner der Unabhängigkeit in Osttimor mit Waffen aus.