Spielball Öcalan

Abwechselnd wird er für schwerkrank und putzmunter erklärt. Die Gerüchte über Abdullah Öcalans Gesundheitszustand widersprechen sich. Das türkische Fernsehen sprach letzte Woche von Herzinfarkt, Krankheit, Lebensgefahr - kurzfristig wurde er im griechischen Radio sogar für tot erklärt. Daraufhin forderte die italienische Regierung die Türkei auf, den italienischen Anwälten Öcalans Zugang zu ihrem Mandanten zu gewähren. Inzwischen erhielt der türkische Anwalt Ahmet Zeki Ocuoglu die Genehmigung, Öcalan für wenige Stunden zu besuchen. Einer AP-Meldung zufolge erklärte Ocuoglu danach, Öcalan gehe es körperlich und geistig gut, dem PKK-nahen Yek-Kom Bülteni zufolge sagte derselbe Anwalt, Öcalans psychischer Zustand sei wegen der psychischen Folter weiterhin sehr schlecht.

In der linken italienischen Zeitung Il Manifesto wurde heftig über diese Gerüchte diskutiert. Vor Ocuoglus Besuch war hier die Rede vom "angekündigten Mord" an Öcalan.

Nach der Gegendarstellung durch Ocuoglu wird über den Hintergrund der alarmierenden Nachrichten gerätselt. So erklärte Luigi Saraceni, ein italienischer Anwalt Öcalans, er fürchte, die von der Türkei gestreuten Nachrichten könnten dazu dienen, die Reaktionen der Weltöffentlichkeit im Falle "dramatischer Ereignisse" zu sondieren. In jedem Falle gehe es darum, das "kurdische Volk" zu provozieren und zu quälen. "Saraceni", so fährt Il Manifesto fort, "ist nicht der einzige, der fürchtet, die Türkei bereite den 'Selbstmord' Öcalans vor." Auch der Präsident des italienischen Flüchtlingsrates, Bruno Trentin, sieht die Gefahr eines Attentates auf das Leben des PKK-Chefs.

Am 22. März soll in Rom erneut Öcalans Antrag auf politisches Asyl verhandelt werden.