Tschetschenien revisited

Alles würden der russische Präsident, die Regierung und der Sicherheitsrat tun, um einen Krieg mit Tschetschenien zu verhindern. Sagte der Vize-Chef des Präsidialamtes, Oleg Sisujew, am Dienstag vergangener Woche. Seit der Entführung des russischen Generalmajors Gennadi Spigun in Grosny, der Hauptstadt der abtrünnigen Kaukasusrepublik, am Freitag davor stehen die Zeichen auf Sturm. Spigun ist Vertreter des russischen Innenministeriums in Tschetschenien. Die Entführer sind offiziell unbekannt. Tschetscheniens Präsident Aslan Maschadow rief die Spitzen der Sicherheitskräfte zu einer Krisensitzung zusammen und beschuldigte seine politischen Gegner, insbesondere Clanchef Bassajew, hinter der Entführung zu stecken. Nach Angaben der russischen Nachrichtenagentur Itar-Tass ließ der tschetschenische Warlord Radujew (Foto) mitteilen, er habe den Entführern Orden verliehen; zudem habe er zur Entführung weiterer Russen aufgerufen.

Maschadow will sich zwecks Entspannung mit dem russischen Präsidenten Jelzin treffen. Der ließ am Donnerstag durch seinen Sprecher mitteilen, er halte "aktive Gegenmaßnahmen" für notwendig. Die russischen Truppen an der Grenze zu Tschetschenien wurden bereits verstärkt.

Von 1994 bis 1996 lag Tschetschenien im Krieg mit Rußland. Im Friedensvertrag wurde der Status der Republik nicht eindeutig festgelegt: Rußland betrachtet Tschetschenien als Teil der Föderation, Tschetschenien sich selbst als unabhängigen Staat.