Lehmann-Bashing im Castel Gandolfo

Nun steckt Karl Lehmann endgültig in der Scheiße. Noch im Juni konnte sich der Vorsitzende der Deutschen Bischofskonferenz auf Erfolgskurs wähnen, als er mit seinem Kompromiß zur Schwangeren-Konfliktberatung zu schlichten versuchte, was sich unter katholischen Kirchenfalken eigentlich nicht schlichten läßt. Beinahe einstimmig entschieden sich die deutschen Bischöfe damals für die sogenannte "Schein-Lösung", nach der die Katholiken weiterhin im staatlichen Beratungssystem verbleiben sollten, vorausgesetzt, der Beratungsschein werde mit dem Hinweis versehen, daß die "Bescheinigung nicht zur Durchführung straffreier Abtreibung verwendet" werden dürfte.

Doch selbst diesen kleinen Schritt wollten Lehmanns Widersacher dem Mainzer Bischof nicht gönnen. So hatte Kardinal Joachim Meisner direkt ganz oben in Rom interveniert, um den Ausstieg aus der staatlichen Beratung durchzusetzen. Die Konsequenz: Im Rahmen einer Vorsprache bei Papst Johannes Paul II. in dessen Sommerresidenz Castel Gandolfo am vergangenen Mittwoch stellte seine Heiligkeit himself klar, daß gerade der weitere Zugang zur Abtreibung verhindert werden sollte, was aber durch den Zusatz nicht gewährleistet sei. Damit ist die "Schein-Lösung" endgültig passé. Dumme Sache für Lehmann, und das nur wenige Tage vor der Herbstvollversammlung der Bischöfe, auf der die Wiederwahl des Mainzer Kirchenmannes auf der Tagesordnung stand.