RAF-VV in Bad Kleinen

Man stelle sich vor: eine mittelmäßige Kleinstadt in einem ländlichen Landstrich, sagen wir Bad Kleinen in Mecklenburg-Vorpommern. Dazu eine eigens zur Bekämpfung von Terroristen ausgebildete Gruppe von Grenzschützern, die anreist, um mutmaßliche RAF-Mitglieder zu verhaften. Auf dem Bahnhof gelingt der Coup: Wolfgang Grams bleibt nach dem Einsatz tot auf den Gleisen zurück, Birgit Hogefeld wird verhaftet. Die Helden der Truppe, der GSG9, so könnte man meinen, haben alles im Griff. Doch dann, so will der Focus jetzt von Fahndern gehört haben, der Fauxpas: Neben Grams, Hogefeld und dem Verfassungsschutzspitzel Klaus Steinmetz könnten sich auch der vergangene Woche in Wien erschossene Horst Ludwig Meyer sowie seine Begleiterin Andrea Klump in Bad Kleinen herumgetrieben haben. Darüber spekulieren die Ermittler nach Angaben der Illustrierten, seit sie jetzt aktuelle Fotografien der beiden gesehen haben.

Ein weiteres verdächtiges Pärchen wollen die Terrorfahnder plötzlich auf Observationsfotos von jenem 25. Juni 1993 in Bad Kleinen entdeckt haben: Die mutmaßlichen ehemaligen RAF-Mitglieder Ernst-Volker Staub und Daniela Klette sollen demnach ebenso dort unterwegs gewesen sein. Wer hätte das gedacht: Ein mecklenburg-vorpommersches Kleinstädtchen, wo Fremde ja sonst kaum auffallen, bietet anscheinend genügend Platz, um unerkannt eine komplette RAF-VV zu veranstalten, freilich unter ständiger Obhut eines eigens angereisten Antiterror-Teams.