Nazi-Demonstrationen in Berlin

Tradition ist alles

Schlimm: Alle hacken auf Österreich herum. Noch schlimmer: Ganz pauschal geht es gegen das gesamte österreichische Volk, wie sich braune Kameraden in ganz Europa empören. Und auch hierzulande will man den österreichischen Volksgenossen beistehen: »Wir sind ein Volk - Nationale Solidarität mit Österreich«, verkündete die NPD nach der Verhängung des EU-Boykotts. Nun plant sie erneut eine Demonstration in Berlin.

Am 12. März, dem Jahrestag des Einmarsches der deutschen Wehrmacht 1938 in Österreich, soll es wieder - wie schon beim Marsch gegen das Holocaust-Mahnmal im Januar - durchs Brandenburger Tor gehen. Solche Symbolik steht bei der NPD hoch im Kurs: »Für uns darf es keine Tabuzonen, weder räumlich noch zeitlich, in Deutschland mehr geben«, fordert deshalb auch Klaus Beier, Pressesprecher der Partei.

Der 12. März bietet sich an, damit auch alle mitkriegen, dass man es ernst meint mit »Einig Volk und Vaterland«. »Schließlich«, bekräftigt Beier, »gehören ja alle deutschsprachigen Menschen zur deutschen Nation.« »Es kann keinen Zweifel darüber geben, dass Deutschland weder an der Oder noch am Brenner endet«, meint auch Sascha Roßmüller, Bundesvorsitzender der Jungen Nationaldemokraten (JN).

Solidarität mit der Ostmark ja, aber nicht unbedingt mit Haider: Weil dieser sich »jetzt eindeutig vom Deutschtum der Österreicher« abgrenze, so Beier, müsse die NPD in Österreich als rechte Alternative zur FPÖ auftreten.

Aber trotz der Konkurrenz gegen die Freiheitlichen setzt die NPD weiter auf die österreichischen Rechtsextremen: Sie erwarten, dass die FPÖ das NS-Wiederbetätigungsverbot lockert, um in Österreich als Partei zugelassen zu werden. Über einen entsprechenden NPD-Antrag vom Dezember letzten Jahres hat das Innenministerium in Wien noch nicht entschieden (Jungle World, 2/00). Ein Erfolg der NPD scheint jedoch ausgeschlossen, denn an der Zulassung einer weiteren rechtsextremen Partei dürfte Wolfgang Schüssel, rechtskonservativer österreichischer Bundeskanzler, kaum Interesse haben.

Was den Wiederanschluss Österreichs an Deutschland angeht, muss sich die NPD also vorerst auf symbolische Politik beschränken. Doch auch die hat es in sich: Rund 1 000 Nazis werden für den 12. März erwartet - ein Highlight für das Partei-Jungvolk und die sympathisierenden Austro-Faschisten.

Vergreiste Wehrmachtsveteranen dürften jedoch schon zwei Wochen vorher auf ihre Kosten kommen: Für den 26. Februar haben Neonazis zu einem Gedenkmarsch für Horst Wessel, SA-Sturmführer und Nazi-Märtyrer, in Berlin-Friedrichshain aufgerufen. Kein schlechter Ort: Nach 1933 hatten die Nationalsozialisten den Berliner Stadtteil in Horst-Wessel-Stadt umbenannt. Ende des Monats nun wollen etwa 500 SA-Romantiker hier ihrem Idol huldigen.