Home Story

Wir leben im Zeitalter der technischen Kommunikation. Nicht alle, aber zumindest zumindest ein paar von uns, insbesondere natürlich die Frauen, und ganz besonders eine. Theoretisch zumindest. Praktisch aber ist es so, dass der weibliche Aufbruch in digitale Telefonwelten immer wieder behindert wird, und zwar von einer auf konventionelle Gesprächsformen fixierten, technikfeindlichen und natürlich männlich dominierten Mehrheit. Ich sage nur: Diskussionen und Schwarzes Brett! Faustkämpfe und Flugblätter! Die sagen immer: Mach doch 'n Call-Center auf.

Okay, ich kann's ja mal versuchen. Ist aber nicht ganz einfach, wenn man sein Call-Center mit Leuten teilen muss, die dem Medium Telefon skeptisch bis ablehnend gegenüberstehen oder ihm mit offener Feindschaft begegnen. Es ist nicht so, dass die nie telefonieren würden. Allerdings nur in wirklich »dringenden« Fällen. Und immer nur ein kurzer, knapper Durchruf. Und dann wird flott die Leitung wieder freigegeben. Als sei dies hier eine Notrufzentrale. Oder sie installieren Spar-Nummern, weil sie hoffen: Die Billiglinie ist ständig belegt, das Call-Center kann nicht arbeiten. Kein Trick ist diesen Leuten zu plump, um Dauergespräche zu sabotieren. Nicht mal vor Telefon-Attrappen schrecken sie zurück: Neun Apparate werden auf acht Schreibtischen drapiert, Luxus vorgetäuscht, aber dann - Überraschung! - gibt es nur vier Anschlüsse und nie auf Anhieb ein Amt. Ha! Ha! Ha! Gelingt es nicht, bereits in den Morgenstunden eine Standleitung zur, sagen wir mal: Chefautorin aufzubauen, ist man aufgeschmissen und muss warten, welche Anrufe so eingehen werden. Aber auch hierfür sind die Voraussetzungen nicht ideal. So schreibt zum Beispiel W. aus H.: »... habe seit drei Tagen versucht, Euch zu erreichen. Fühle mich kommunikationstechnisch an die DDR erinnert.« W. hat das Problem mit dem Telefon auf den Punkt gebracht: Wenn eine es benutzt, ist es besetzt. Stundenlang, manchmal ganze Tage. Bevor Sie jetzt aber total verzweifeln, denken Sie einfach daran, sich mal bei Gelegenheit die Privatnummer Ihres Lieblingsredakteurs zu notieren.