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Vielleicht haben Sie es schon gehört: Der linken Publizistik geht es nicht gut. Damit nicht auch noch die Jungle World in die Krise gerissen wird, in der sich viele andere konkurrierende Produkte in diesem hochspezialisierten Medienbereich befinden, haben wir unsere Marktforscher ausgeschickt. Ihre Aufgabe: Herausfinden, was zu tun ist, damit wir noch mehr Zeitungen verkaufen können. Gar nicht so einfach in Zeiten, da alle nur noch im Web surfen.

Auch in der Redaktion wurden Vorschläge gesammelt. Mehr Politik? Weniger Politik? Dialektik auf allen Seiten? Längere Texte? Weniger Bilder? Witzige Überschriften? Bevor es zu einem Konsens kam, wurde die Frage auf eine Konferenz verschoben.

Die Ergebnisse des Marktforschungsteams waren erschütternd. Im ersten Jahr verkaufte sich die Jungle World immer dann besonders gut, wenn Hitler oder irgendwelche anderen Nazis auf dem Titelbild zu sehen waren. Anspruchsvolle Wirtschaftsthemen hingegen gingen schlecht.

Liegt das nur an der Aufmachung? Und was machen die anderen Blätter denn so? Internet, Kleinanleger, Kirchenaustritte, Spendenaffäre, Steuerreform - egal, worum es geht, man sieht immer nur eins: Titten, Titten, Titten! Scheußlich. Aber haben nicht auch einige traditionsreiche linke Blätter einmal so gearbeitet? konkret, Titanic, St. Pauli Nachrichten?

Außerdem hieß es neulich bei der Blattkritik: zu wenig Frauen im Bild. Quote: drei zu 17! Jungle World - ein Mackerblatt? Das sollte sich ändern. Im Handstreich übernahm die Marketinggruppe die Produktion und hievte das aufs Cover, was Sie sehen, wenn Sie dieses Stück Papier umdrehen. Nunja.

Wenn die Marketingleute so weitermachen, bestimmen sie auch bald, über was geschrieben wird. »Hitlers Frauen« (stern, Spiegel) wäre dann das ideale Kombi-Thema. Für jede Woche.