Hamburger Sektion der Deutschen Aufbau Organisation gegründet

Erst Stimmung, dann Bewegung

Die Deutsche Aufbau Organisation will die Machtfrage stellen. Vor zwei Wochen wurde die Hamburger Sektion gegründet.

So hatten sie sich den Abend nicht vorgestellt. Manch einem der Kameraden sträubte sich das Nackenhaar. Ausgerechnet ein türkisches Restaurant, gab es denn keinen besseren Ort für ein so wichtiges Treffen? »Wir Deutschen lieben es gern deftiger«, machte Hans Fiedler, Landesvorsitzender der hanseatischen Republikaner (Rep), seinem Unmut Luft.

Doch als es zur Sache ging, war die Umgebung schnell vergessen. »Im Namen und Auftrag von Dr. Mechtersheimer« begrüßte Carsten Stock die zwölf KameradInnen, die zum Gründungstreffen der Hamburger Sektion der Deutschen Aufbau Organisation (DAO) am 30. November gekommen waren. Viel mehr Gäste hatte Stock, ein ehemaliges Mitglied der Hannoveraner Reps, an diesem Abend nicht erwartet; nur jene waren geladen, die den Pressedienst von Alfred Mechtersheimer aus dem bayerischen Starnberg beziehen. »Leider«, fuhr Stock fort, konnten »Mechtersheimer und Harald Neubauer nicht wie in der Einladung angekündigt kommen«. Dafür war Baldur Springmann als Mitglied des Sprecherrats der DAO eingesprungen.

Wie viele andere extreme Rechte, träumen auch Mechtersheimer und Neubauer seit Jahren von einer »demokratisch-patriotischen Volkspartei« rechts von der Union. »Nur wenn die Rechte enger zusammenarbeitet, hat sie Erfolg«, betont Neubauer, ein Mitherausgeber von Nation & Europa. Auch Mechtersheimer, der Gründer der Deutschlandbewegung (DB) und Leiter des Friedenskomitees 2000, streitet gegen die »Unsitte und Unkultur von Abgrenzungsbeschlüssen«. Das Duo will alle »nationalgesinnten Menschen aus allen Gruppen und Parteien« ansprechen, vor allem unzufriedene Republikaner oder enttäuschte Mitglieder des Bundes freier Bürger (BfB).

Um die Zersplitterung zu überwinden, rief Mechtersheimer bereits vor drei Jahren die DB ins Leben. Der DB geht es vor allem um eine »positive Einstellung zu Deutschland«: »Wir wollen die Bevölkerung aufklären über die Politik fremder Mächte, die alles was deutsch ist demontieren.« Bei dieser Aufklärung sollen »alle Menschen und Organisationen« helfen, »die sich um die Zukunft unseres Landes sorgen«. Gemeinsam will man dann die »notwendige Einigung« der extrem rechten Parteien vorantreiben, um eine »national-patriotische Partei« aufzubauen.

Auf der Linie ihres »Zwei-Säulen-Konzepts von Bewegung und Partei« führte die DB in der Vergangenheit mehrere Veranstaltungen durch. Am Tag der deutschen Einheit 1998 trafen sich rund 80 Prominente der extremen Rechten in Würzburg, um die Einheit ihrer Parteien zu besprechen. Knapp ein Jahr später diskutierten 200 Funktionäre aus den verschiedenen Parteien und Vereinen im mecklenburgischen Neustadt-Glewe über eine mögliche Zusammenarbeit der Parteien.

Mit der Deutschen Aufbau Organisation wollen Mechtersheimer und seine Kameraden die von der DB aufgebauten bundesweiten Kontakte zwischen Funktionären der NPD, DVU, REP, dem BfB und der Deutschen Sozialen Union (DSU) auf lokaler Ebene erweitern. Von dem Aufbau so genannter Koordinationskreise auf Landesebene und von engeren Kontakten einzelner Mitglieder in den Kommunen erhofft man sich, bundesweite Streitigkeiten schneller klären zu können. Doch für einen »dauerhaften Erfolg« sei nicht nur die Einheit aller »patriotisch überzeugten Frauen und Männer« aus allen nationalen Parteien nötig, sondern auch die »glaubwürdige personelle Vertretung auf allen Ebenen«.

Bis zu den ersten Erfolgen der DAO dürften wohl noch hundert Jahre vergehen. Bei ihrer ersten zentralen Konferenz am 6. Juni 2000 im hessischen Fulda kam zwar ein Vertreter der österreichischen FPÖ, und der ehemalige Parteivorsitzende der Reps, Franz Schönhuber, sandte ein Grußwort. Über die Teilnehmerzahl schweigen sich Mechtersheimer und Neubauer allerdings aus. Und in Hamburg kam es vor der erhofften Vereinigung zu einer weiteren Spaltung. Der »Aufbruch 99. Initiative zur Deutschen Nationalbewegung« lehnte die Zusammenarbeit mit der DAO ab. Diese Sammlungsbewegung um Thomas Nissen, ein ehemaliges Bundesvorstandsmitglied der Reps, hatte wochenlang eine Veranstaltung mit Mechtersheimer angekündigt. Mittlerweile räumt man ein, dass es zu Streitigkeiten gekommen sei. Die DAO ist für Nissen nichts weiter als ein neuer »Spaltpilz«.

Beim DAO-Gründungstreffen in der Hansestadt wollte man darüber nicht reden. Denn die Hamburger DAO fühlt sich zu Höherem berufen: »Wir müssen uns die Frage der Macht stellen«, erklärte Stock den Anwesenden. »Unser Land ist in einer Notlage.« Die Reps verlören wegen des »Schmusekurses« ihres Bundesvorsitzenden Rolf Schlierer an Bedeutung, wusste ein Teilnehmer des Treffens, und die CDU habe von der Leitkultur keine Ahnung. Schlimmer noch seien die anderen Parteien, denn diese wollten die »Negerdealer und die ganzen Asylanten nicht loswerden«. Indes warteten 80 bis 90 Prozent der Deutschen auf einen, der Antworten zu bieten hat. »Wir müssen die Herzen der Menschen erreichen«, »so, wie der Schill das macht«.

Gespräche mit dem Bundesvorsitzenden der Partei Rechtsstaatliche Offensive (Pro), Ronald Barnabas Schill, habe man noch nicht gesucht, meint Stock. Zuerst müsse eine »Stimmung« erzeugt werden, erst dann könne eine Partei als »parlamentarischer Arm« gegründet werden. Doch dafür bedarf es wirksamer Worte. Die »Vaterlandsliebe« müsse zwar wieder geweckt werden, sie sollte aber vielleicht »Deutschlandliebe« heißen. Denn dieser Begriff sei klarer.