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Sicherheitskontrollen am Eingang, Jacken und Taschen müssen abgegeben werden. Vor der Tür steht ein grüner Mannschaftswagen, im Gemeindesaal sitzt der Begleitschutz für die Referentin. Ort und Umstände der Veranstaltung, die die Jungle World gemeinsam mit dem Bündnis gegen Antizionismus und Antisemitismus am vergangenen Freitag präsentierte, waren mehr als ungewöhnlich. Eingeladen waren die Journalistin Esther Schapira und der Jungle World-Autor Thomas von der Osten-Sacken, um über die Rezeption des Nahost-Konflikts in Deutschland zu sprechen.

Zwei Tage zuvor wurde eine andere Veranstaltung zum Thema Israel in Berlin von einem aufgebrachten Mob mit Messern und Schlagstöcken angegriffen. Als auch Drohungen gegen die Veranstaltung mit den beiden Journalisten bekannt wurden, wurde sie kurzfristig von einem Szenelokal in den Saal der Kreuzberger Jerusalemgemeinde verlegt.

Das Kirchenasyl bescherte den Veranstaltern nicht nur eine weihevolle Ansprache des Gemeindepfarrers, sondern auch einen vollen Saal. Mehr als 400 Zuhörer kamen, um sich die Vorträge anzuhören.

Die anschließende Diskussion verlief anders, als viele es erwartet hatten. Es wurden keine Fenster und Türen zertrümmert, die Stimmung blieb gelassen, selbst als die Themen zur Sprache kamen, die derzeit die Gemüter bewegen.

Dennoch bleibt ein merkwürdiges Gefühl zurück. Dass eine linke Veranstaltung, die sich mit Israel und dem Antisemitismus beschäftigt, momentan offensichtlich nur noch unter Polizeischutz und in einem Kirchensaal stattfinden kann, ist an sich schon makaber. Dass die Drohungen nicht von Rechtsextremen ausgehen, wie zu vermuten wäre, sondern von Gruppen, die sich selbst im weitesten Sinne der Linken zugehörig fühlen, ist kaum zu glauben.