Nachrichten

Das Monster

Neues aus dem Tierreich. Tiere sind derzeit tierisch in. Da derzeit wirklich jede Marotte unseres tollen Adorno zu Tage gebracht wird, liest man beispielsweise regelmäßig etwas über dessen Obsession für Tiernamen, und Jeremy Rifkin hat eben erst in der SZ nochmals ein Plädoyer dafür gehalten, endlich anzuerkennen, dass Tiere so richtig mitfühlende Viecher sein können und Krokodilstränen meist echte Tränen seien. In Dänemark freilich wird man den wieder erwachten Tierkult mit etwas anderen Augen sehen. Hat doch gerade erst ein waschechter Waschbär das Land in Schutt und Asche gelegt. Zuerst hatte der putzige Kerl, der in Wahrheit ein wahres Monster sein muss, ein Büro in einem Jugendzentrum zerstört. Einem Feuerwehrmann, der eingreifen wollte, biss er in den Arm und entkam so seinem Häscher. Ein paar Tage später machte der gemeine Geselle sich dann doch tatsächlich über ein Priestergewand her, das zum Trocknen in einem Garten hing. Er riss den Rock des Kirchenmannes schlichtweg in Stücke. Der Waschbär ist inzwischen in Dänemark eine Berühmtheit. Ist er doch nicht zum ersten Mal aus dem Tierpark ausgebrochen, das Untier ist ein regelrechter Serientäter.

Politik füs Volk

Französisches Fernsehen. Einen Politiker in eine Familie eintauchen zu lassen, unter Beobachtung von drei bis vier mobilen Kameras, 36 Stunden lang. Das ist das Konzept eines neuen, vom französischen Privatsender TF1 geplanten Formats. Es handelt sich dabei um eine Heirat von Reality-TV und politischer Realität, durch die Politiker und das Volk einander wieder näher gebracht werden sollen. Die Idee stammt von politischen Journalisten, die seit langem einen tiefen Graben zwischen der politischen Kaste und dem Volk sehen. So weit, so gut.

Was sagen denn die potenziellen Stars der Sendung dazu? Politiker der bürgerlichen Rechten haben bereits ihr Interesse bekundet, so zum Beispiel François Bayrou, Vorsitzender der UDF. Er könne sich eine Teilnahme prinzipiell vorstellen, meinte er. Die Linke hingegen kann mit dem Format rein gar nichts anfangen, nur der ehemalige Kulturminister Jack Lang zeigte sich begeistert ob des »neuen Abenteuers«. François Hollande, Vorsitzender der PS, erklärte, er werde an dieser Abwertung der Politik nicht teilnehmen. Alain Krivine, Sprecher der kommunistischen LCR, erkannte ein weiteres Voranschreiten der Entpolitisierung.

Wahrscheinlich aber handelt es sich bei der derzeitigen Debatte sowieso nur um heiße Luft: Der französische Premierminister Jean-Pierre Raffarin hat seinen Mannen den Auftritt untersagt, er halte nichts von einer Vermischung von Unterhaltung und Politik. Da die Rechte also verhindert ist (sie ist fast gänzlich unter dem Regierungsbündnis UMP zusammengefasst und untersteht somit Raffarin), und die Linke nicht so recht will, bliebe nur Jean-Marie Le Pen. Der zeigte sich allerdings erbost über die geplante Entwürdigung der Politiker, er jedenfalls werde sich nicht medial prostituieren, ließ er verlauten.

Ganz der Hitler

Deutscher Film. Oliver Hirschbiegel, deutscher Regisseur, wird in Kürze mit den Dreharbeiten zu seinem neuen Film beginnen, dem das neueste Hitler-Buch Joachim Fests, »Der Untergang – Hitler und das Ende des Dritten Reichs«, zugrunde liegt, das u.a. die letzten Tage Hitlers im Führerbunker dokumentiert. Bruno Ganz wird Hitler spielen, Juliane Köhler Eva Braun, Corinna Harfouch wird als Magda Goebbels zu sehen sein und Heino Ferch als Albert Speer. Auf den Film sind wir nicht gespannt.

Toter als tot

Kunstdebatte. Eigentlich dachte man, nun, da alle Welt die Ausstellung »Körperwelten« gesehen hat, würde Gunther von Hagen, der Mann mit Hut, echt keinen Aufreger mehr mit seinen Plastinintoten zustande bringen. Doch kaum sind seine Leichen in Hamburg auf der Reeperbahn zu sehen, melden sich wie auf Bestellung erneut katholische und evangelische Kirche, werfen dem Leichenspektakel billige kommerzielle Absichten vor und natürlich Menschenverachtung. Alles wie gehabt also. Toter als von Hagens Leichen ist längst nur noch die Debatte über selbige.

Schon vorher tot

Quentin Tarantino. Auch nicht mehr gespannt ist man zunehmend auf das neue Werk von Quentin Tarantino. Nach all den Jahren des Wartens auf einen neuen Streich des Meisters sinken nun die Erwartungen rapide. Tarantino hat mit »Kill Bill« ein Martial Arts-Spektakel versprochen, doch nach »Matrix Reloaded«, »Hero« und Kung-Fu-Szenen in jedem zweiten Action-Film, will niemand mehr abgefahrene asiatische Kampftechniken auf der Leinwand sehen. »Terminator III« wurde deswegen auch schon als Befreiungsschlag gewürdigt. Arni macht endlich Schluss mit dem Schnickschnack und langt wieder auf die herkömmliche Art und Weise zu. Auf dem Trendbarometer, das die Face eingerichtet hat, ist »Kill Bill« jedenfalls bereits jetzt, ohne dass den Film überhaupt irgendjemand gesehen hätte, einer der Absteiger im Monat September.