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Bin Jesus

Suizid. Eine völlig untaugliche Methode, sich selbst aus dem Leben zu katapultieren, soll ein 23jähriger Amerikaner aus Maine ausprobiert haben. Laut einem Bericht der Nachrichtenagentur AP wollte der Mann Selbstmord begehen, indem er sich selbst zu kreuzigen versuchte. Dazu nagelte er zwei Bretter aneinander und anschließend eine Hand darauf. So weit war eigentlich alles gut. Dann begannen aber auch schon die Probleme. Denn jetzt hatte der Mann keine Hand mehr frei, mit der er die zweite Hand hätte festnageln können. Geistesgegenwärtig griff der Mann zum Telefon und rief, nein, nicht den örtlichen Kreuzigungsservice, sondern die Polizei. Die rückte an in Gestalt von Somerset County Sheriff Barry DeLong, dem laut eigener Aussage nicht klar war, was der Lebensmüde von ihm eigentlich erwartete – Unterstützung bei der Kreuzigung oder einfach nur Hilfe in der beschissenen Lage. Letztere wurde dem Mann im Sebasticook Valley Hospital zuteil, wo der Nagel gezogen wurde.

Nun stellen sich natürlich zwei Fragen:

1. Hat der Mann den Mel-Gibson-Film gesehen?

2. Ist die Geschichte authentisch?

Frage eins soll der Mann mit »nein« beantwortet haben, vielmehr seien auf seinem Computer Bilder von Gott aufgetaucht.

Frage zwei ist vielleicht auch eine Glaubensfrage.

Bin ich Grass oder Gott?

Grass. Das Lübecker Günter-Grass-Haus schließt vorübergehend. Nun ist es keine große Nachricht, dass ein Museum schließt, das, wie es auf der Museums-Website so schön heißt, einer »der bekanntesten lebenden Mehrfachbegabungen« gewidmet ist und so den musealisiert und zum Objekt macht, der noch, nun ja, lebt. Wenn das Museum allerdings am 3. April wieder eröffnet, heißt die neue Ausstellung: »Diesseits und jenseits von Arkadien. Goethe und Grass als Landschaftszeichner«. Zunächst ließ er sich gern mit Thomas Mann vergleichen, dann bekam er den Nobelpreis, jetzt geht es nicht mehr unter Goethe. Grassens Stil- und Geschmacklosigkeit sind ja weltberühmt. Es fragt sich, wie es weitergeht. Mit wem wird der alte Mahner und Warner demnächst gleichgesetzt werden? Shakespeare? Homer? Oder wird es Gott sein? Immerhin: In dessen Bestseller »Die Bibel« gilt ja auch das als sinnlich, was intelligente Menschen gemeinhin für eklig halten. Warten wir also gespannt auf: »Naturbedürfnis und Transzendenz. Blut in den Texten von Grass und Gott«.

Bin schwul, wie sag ich’s ihnen?

Gebärdensprache. Die Welt ist wirklich kompliziert und nur das wenigste, was um einen herum geschieht, versteht man wirklich. Beispiel Gebärdensprache. Für alle Nicht-Eingeweihten ist das eine höchst geheimnisvolle Sprache, man schaut zu und kapiert kein Wort, wenn man weder die Bausteine noch die Grammatik dieser visuell-gestischen Sprache erlernt hat. Aber doch, manchmal versteht sogar der Laie was, nämlich dann, wenn die so genannten ikonischen Gesten zum Einsatz kommen. Und um diese bildhaften Elemente der Gebärdensprache und deren politische Korrektheit gibt es in Großbritannien nun einen Streit, der sich an der Sendung für Gehörlose »Vee TV« auf Channel Four entzündet hat. Dort wurden nämlich ikonische Gesten aus dem Programm verbannt, die als diskriminierend empfunden werden. Verbannt wurde z.B. eine Hüftbewegung, die für Homosexualität stehe, oder das Andeuten einer Hakennase, um den Begriff »jüdisch« auszudrücken. Der britische Behindertenverband fühlt sich durch die Maßnahme zensiert und protestierte dagegen.

Insgesamt ist es so, dass nur ein Drittel aller Begriffe ikonisch dargestellt wird. In der Geschichte haben die Gesten nämlich an Bildhaftigkeit verloren, weil der Gebärdenraum eingeengt wurde, die Symmetrie der Hände eingeführt wurde und mehrteilige Gesten durch eine zusammengefügte Geste ergänzt wurden. Zwar sind die ikonischen Gesten für Hörende einfacher zu lernen, weil sie sich darunter etwas vorstellen können. Für die Anwender der Gebärdensprache ist dies aber nicht entscheidend, da sie nicht in Bildern, sondern im linguistischen Code denken.

Strategie des Tabubruchs

Kampagne untersagt. Mit Fotos, die Schlachthäuser und Konzentrationslager, Kühe und Juden miteinander vergleichen, protestiert die internationale Tierschutzorganisation Peta gegen Massentierhaltung und Schlachtung. Kurz vor dem Start der Kampagne »Der Holocaust auf deinem Teller« in Deutschland wurde sie nun auf Antrag des Präsidenten des Zentralrats der Juden in Deutschland, Paul Spiegel, der die Vergleiche als »ungeheuerlich« bezeichnete, gerichtlich untersagt.

Angeblich hatte sich Peta von Spiegel »ein paar Zeilen des Wohlwollens« erhofft und vor dem Deutschlandstart der Kampagne an den Zentralratsvorsitzenden geschrieben, um diesen um Unterstützung zu bitten. Dass sich die PR-Profis tatsächlich von dem Schreiben ein positives Votum des Zentralrats erwartet haben, ist eher unwahrscheinlich. Möglicherweise ist der Brief, in dem es u.a. heißt, die »Opfer sind heute andere« als damals, aber dennoch gehe es um ein vergleichbares Unrecht, Teil der Provokationsstrategie. Paul Spiegel fand die Kampagne dann auch alles andere als unterstützenswert und kündigte rechtliche Schritte an, falls die Organisation die Bilder in Deutschland verbreitet.

Für Peta würde die Zuwiderhandlung teuer werden, es drohen Ordnungsgelder bis 250 000 Euro. Aber eigentlich hat die Organisation schon jetzt geschafft, was sie mit Plakaten, Aufstellern und Handzetteln nicht besser hätte erreichen können. Die Kampagne wird weit über die einschlägig interessierten Kreise in den Fußgängerzonen hinaus diskutiert.