Deutsches Haus

Wie der Verein Lobbi am 8. Juni der Presse mitteilte, ließ die Ausländerbehörde in Neubrandenburg (Mecklenburg-Vorpommern) wenige Tage zuvor den 23jährigen Algerier Fodil F. festnehmen, um ihn aus Deutschland abzuschieben. Der Mann war erst Anfang April auf einem Parkplatz in Neubrandenburg von Unbekannten angegriffen worden. Mehrere Männer hatten F. beschimpft, geschlagen und getreten. Er wurde dabei schwer verletzt und musste operiert werden. Bis heute leidet er an den Folgen seiner Verletzungen. In Berlin ist die Zahl rechtsextremistischer Straftaten stark gestiegen. Das besagt der Verfassungsbericht des Landes, den Innensenator Ehrhart Körting am 8. Juni vorstellte. Nach der Statistik des Landesamtes für Verfassungsschutz hat insbesondere die Zahl rassistischer Gewalttaten wesentlich zugenommen. Im Jahr 2003 wurden 43 gezählt, 2002 waren es 28. Am gleichen Tag kritisierte der Europarat die Zunahme rassistischer und antisemitischer Gewalt in Deutschland und rief die Bundesregierung auf, schärfer gegen die Täter vorzugehen. Nach einem in Strasbourg veröffentlichten Bericht der Europäischen Kommission gegen Rassismus und Intoleranz seien Asylbewerber, Juden, Sinti und Roma bevorzugt Opfer rassistischer Angriffe. Die Täter seien zwar meist Personen aus dem rechtsextremistischen Spektrum. Doch ihre Taten würden von einem unterschwelligen Rassismus in anderen Teilen der Gesellschaft getragen. Unbekannte Täter beschädigten mehrere Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Alsbach-Hähnlein (Hessen). Wie die Polizei am 7. Juni mitteilte, waren in den Tagen zuvor zwei Grabsteine umgeworfen und zerbrochen worden, in sieben weitere wurden Hakenkreuze geritzt. In der Nacht zum 5. Juni schlugen Neonazis einen Afrikaner in Berlin-Lichtenberg zusammen. Der Mann wartete am S-Bahnhof Springpfuhl auf den Zug, als die Rechtsextremisten an ihm vorbeigingen. Ein etwa zwei Meter großer Neonazi kehrte zu ihm zurück und beschimpfte ihn mit rassistischen Parolen. Alle stiegen in dieselbe S-Bahn. Vom Bahnhof Wartenberg aus verfolgte der Hüne den Schwarzen bis zur Egon-Erwin-Kisch-Straße, schlug ihm gegen den Kopf und trat ihm mit Springerstiefeln in den Unterleib. Dem Angegriffenen gelang die Flucht, der Täter konnte noch nicht ermittelt werden. Am 2. Juni gegen 19 Uhr attackierte ein 15jähriges Mädchen auf dem Marktplatz von Wriezen (Brandenburg) einen ebenfalls 15jährigen Berliner arabischer Herkunft mit einer Rasierklinge. Sie fügte ihm eine lebensbedrohliche Wunde am Hals zu. Der Junge verlor viel Blut und musste operiert werden. Die Polizei nahm die hauptverdächtigen Jugendlichen, die 15jährige Susanne S. und den 14jährigen Tobias G., kurz nach der Tat fest. Ein Ermittler gab bekannt, dass das Handeln der Jugendlichen eindeutig ausländerfeindlich motiviert gewesen sei. Der Angegriffene, Mohammed F., hatte eine Gruppe von etwa 15 Jugendlichen nach Feuer gefragt und war daraufhin mit den Worten beschimpft worden: »Verpiss dich, du Araber.« Dann soll ihm zunächst der 14jährige mit der Rasierklinge gedroht haben. Susanne S., der schon zahlreiche Körperverletzungen nachgewiesen wurden und der ein Verfahren wegen des Verwendens von Kennzeichen verfassungswidriger Organisationen anhängt, habe schließlich den Jungen mit den Worten angegriffen: »Lass’ mich den Araber aufschlitzen.«

gs