LeserInnenworld

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Jungle World 1/08: Manchmal überfiel sie eine tiefe Traurigkeit

Ganz böse

Der Schmähartikel zu Jutta Ditfurths Meinhof-Biographie, der wohl eine Art »Rezension« sein soll, ist zutiefst ärgerlich. Ich habe ihn unmittelbar nachdem ich mit dem lesenswerten Buch durch war, gelesen und kann nur sagen: Uli Krug, geh zu Springer oder bleib am besten auf den Bahamas, wo du herkommst. Wenn eine Biographie, die zu verstehen versucht, nicht dämonisiert, dabei spannend geschrieben ist und eine erfrischende Gegenposition zu den üblichen Veröffentlichungen bei guter, eigener (!) Recherche darstellt, auf eine solch billige Weise gedisst wird, ist das nicht nur einer Zeitung, die sich als links versteht, unwürdig, sondern vor allem eine Unverschämtheit. Besonders ärgert mich, dass auf diese Weise sicherlich einige Interessierte abgeschreckt werden, das dicke Buch zu lesen und damit Perspektiven jenseits derer kennen zu lernen, wie sie für die meisten anderen Bücher zum Thema typisch sind und einer differenzierten Analyse im Wege stehen. Krug findet es böse, Kinder vorübergehend in WGs unterzubringen, versteht scheinbar nicht, dass sich FreundInnen hin und wieder auch mal helfen, und unterschlägt, dass Ditfurth durchaus wunde Punkte, wie beispielsweise Meinhofs antisemitischen Kommentar zum Anschlag auf die israelische Olympiamannschaft, kritisch anspricht. Ich kann auch keine »Idealisierung der DDR« erkennen. Stattdessen wird Meinhof mit Bezug auf ihre Haftbedingungen verhöhnt, die Krug scheinbar selbstverständlich findet, ohne dabei die Demontage des »Rechts­staates« im Zusammenhang mit Haftbedingungen und Verfahren auch nur zur Kenntnis zu nehmen. Der ganze Artikel ist darüber hinaus durch einen sexistischen Unterton geprägt. Ich verstehe nicht, warum die Jungle World so einen Stil nötig hat.

a.t.

Jungle World 1/08: Heimlich im Seelendepot

Bundeswehr und Polizei

Sehr guter Artikel. Noch ein bisschen wünsche ich mir, dass die Zusammenarbeit von Polizei und Bundeswehr besser beschrieben wird. Wie sehen aktuelle Trends aus, was passiert gerade? War Kooperation beim G8-Gipfel nur eine Ausnahme? Wie stehen die Testfälle bei Fußballereignissen, Stichwort Crowd-Management, in Bezug zu linken Demos? Und last but not least, wie steht es denn genau um die Anti-Online-Durchsuchungsbewegung? Ich sehe die Inline-Durchsuchungen durchaus in einem Zusammenhang mit zunehmender Prekarisierung und dem Sicherheitsblabla: Politiker, Polizei und die überwiegende Mehrheit der Bevölkerung stehen einem Mehr an Sicherheit doch positiv gegenüber. Stichwort: Roland Koch vermischt rassistische Vorurteile mit Sicherheitsdiskursen. Stichwort: Arbeitslosen werden immer nervigere Auflagen gemacht, ohne dass Gegenwind spürbar scheint.

tatja