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Heutzutage laden Betriebe die Kandidatinnen und Kandidaten für einen Arbeitsplatz nicht mehr zu einem schlichten Bewerbungsgespräch ein. Es gibt stattdessen so genannte Assessment-Center, in denen die Bewerberinnen und Bewerber derartig haarsträubenden Prüfungen und Verfahren unterzogen werden, als sollten sie mit verbundenen Augen zum Mond fliegen. Und wie informierte Kreise berichten, ist selbst die Bezeichnung »Assessment-Center« schon nicht mehr zeitgemäß. Mancherorts sagt man bereits »Realitätssimulationsverfahren«.

In der Jungle World können wir da nur lachen. Bei uns wird nichts simuliert. Wir nehmen es mit der Realität auf, Woche für Woche, und sparen dabei nicht mit Kritik. Und kein Kollege, keine Kollegin musste jemals ein »Assessment-Center« der Jungle World absolvieren. Manchmal geht jemand, manchmal kommt jemand. So einfach ist das.

Wobei das natürlich nicht ganz stimmt: Einen Kollegen zu verabschieden, ist nie einfach. Nehmen wir zum Beispiel den langjährigen Redakteur aus dem Inlandsressort, der uns gerade verlassen hat. Er hat Landes- und Bundesregierungen kommen und gehen sehen, hat sie zur Begrüßung mit Hohn und Spott bedacht und zum Abschied gern noch einmal nachgetreten. Auch diejenigen, die nicht regiert haben, waren nicht vor ihm sicher. Kurzum: Ohne seine Leidenschaft und Kreativität hätte diese Zeitung anders ausgesehen. Und es ging ihm nicht nur um das Wohl der Jungle World, sondern auch seiner Kolleginnen und Kollegen. Seit längerer Zeit versuchte er, uns von den Vorzügen der basischen Ernährung zu überzeugen. Wer wird uns nun davon abhalten, in der Mittagspause übersäuerte Pampe zu verspeisen? Sie sehen: Er wird uns fehlen, der Kollege.

Dafür kehrt ein alter Bekannter in das Kulturressort zurück. Ein Sabbatjahr hat er sich gegönnt, die Welt hat er sich angesehen. Und im direkten Vergleich hat er festgestellt: In der Redaktion der Jungle World geht es oft aufregender zu als draußen in der Welt. Wir sind dennoch gespannt, was er zu erzählen hat.

Sicher hat er auch einige neue Ideen mitgebracht. Doch Sie können sich sicher sein: Wir werden auch in Zukunft kein »Assessment-Center« und kein »Realitätssimulationsverfahren« einführen. Kolleginnen und Kollegen werden kommen und gehen. Und wir werden es weiterhin einfach mit einer Songzeile von Soft Cell halten: »Say hello, wave goodbye!«