Familienunternehmer raus!

Familienunternehmen sind die schlimmsten aller Unternehmen. Egal ob es um ein Dorfgasthaus geht, eine Dönerbude, die Wagner-Festspiele oder die Regierung Nordkoreas – was auch immer eine Familie jenseits von Sonntagsauflügen unternimmt: es ist die Hölle. Außer vielleicht für den Patriarchen. Aber selbst der flucht, was da für unfähige Versager in seinem Betrieb sitzen. Da die mitarbeitenden Verwandten aber gegenüber normalen Lohnarbeitern den Vorteil haben, dass man sie kaum entlohnen muss, arrangiert er sich mit ihnen. Auch seine Opfer arrangieren sich mit der unerträglichen Mischung aus Intimität und Ausbeutung, denn Familienunternehmen hält eines zusammen: Tradition. Es war immer so und wird so bleiben: Bei uns waren schon immer alle Metzger.
Wegen dieser Mischung aus archaischem Zwang, Bodenständigkeit und Blutsbande sind Familienunternehmer in Deutschland naturgemäß sehr angesehen. Familienunternehmen nennen sich deshalb hier auch Unternehmen, die schlicht einer Familie gehören oder etwa von einem Brüderpaar geführt werden. Ein solches Brüderpaar, das gleich ihr ganzes, rund 200 Mitarbeiter zählendes Unternehmen als Familienunternehmen deklariert, sind die Gebrüder Adenauer. Der eine der beiden Enkel des ersten Bundeskanzlers Konrad Adenauer, Patrick Adenauer, ist Präsident des Verbandes »Die Familienunternehmer«. Ganz gemäß der Familientradition fühlt er sich zur Politik berufen. Jüngst schrieb er einen offenen Brief an die Kanzlerin Angela Merkel: »Wir Familienunternehmer wissen, dass über 40 Prozent unserer Exporte in den Euroraum gehen und unsere Wirtschaft so von der gemeinsamen Währung profitiert.« Doch eine »unbefristete und eventuell noch ausgeweitete Verlängerung des jetzigen Euro-Rettungsschirmes wird die Bonität des wesentlichen Ankerlandes – nämlich Deutschland – massiv in Zweifel ziehen«, warnt Adenauer die Kanzlerin. »Solidarität darf nicht heißen, die Partner in einen immerwährenden Schuldendienst zu stürzen.« Sollte die Kanzlerin seinen Rat nicht befolgen, drohte er in der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung: »Wir Unternehmer müssen dann rechnen, ob es sinnvoll ist, noch in Deutschland zu bleiben.« Würden die Familienunternehmer tatsächlich das Land verlassen, und wenn schon nicht von der Blutsbande, so doch wenigstens von ihrer Scholle abrücken, wäre das definitiv ein Schritt in Richtung Emanzipation.