Wiesbadener Wolfsgeheul

Unlängst deckte der Wiesbadener Kurier auf, dass der in der hessischen Landeshauptstadt ansässige »Türkische Jugend- und Kulturbund« ein Tarnverein der rechtsextremistischen türkischen »Grauen Wölfe« ist und in den vergangenen Jahren sowohl von der Stadt als auch aus einem Bundesprogramm, das sich explizit »gegen Rechtsextremismus, Fremdenfeindlichkeit und Antisemitismus« wendet, etliche tausend Euro erhielt. Die Stadtoberen geben sich ahnungslos, obwohl ihnen schon lange entsprechende Hinweise vorliegen. Als wäre das alles nicht schon peinlich genug, sitzt der Verein auch noch ausgerechnet auf jenem Gelände im Wiesbadener Stadtteil Biebrich, wo früher die Synagoge stand, an deren Zerstörung durch die Nationalsozialisten ein Mahnmal erinnert, das erst am 27. Januar dieses Jahres, dem Holocaust-Gedenktag, feierlich enthüllt wurde. Zuständig für die Vergabe der städtischen Gelder an den »Türkischen Jugend- und Kulturbund« ist der Ausländerbeirat. Dessen Vorsitzender Salih Dogan versucht, die Angelegenheit herunterzuspielen: Die türkische Mutterpartei der »Grauen Wölfe«, die MHP, stelle sich »nur aus deutscher Perspektive«, nicht jedoch aus türkischer Sicht als »übersteigert nationalistisch« dar. Kein Grund zur Aufregung also. Und überhaupt seien mit den Zuschüssen ja nicht rechtsextremistische Aktivitäten finanziert worden, vielmehr sei das Geld in die »Jugendarbeit« geflossen. Als ob das bei Rechtsextremisten ein Widerspruch wäre. Eine Kommentatorin der Frankfurter Rundschau schreibt erbost von »pauschalen, namenlosen Verdächtigungen gegen den Verein« und sieht Dogan als Opfer: Dessen Partei, die CDU, habe »ihren Vorzeigetürken« einfach »im Regen stehenlassen«, was Rückschlüsse auf seine »innerparteiliche Integration« erlaube. Dass ihnen ausgerechnet von einer linksliberalen Zeitung vorgeworfen wird, die »Nazikeule« zu schwingen, hätten sich die Christdemokraten wohl auch nicht träumen lassen.