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Was erlaubt er sich, der Kollege? Was fällt ihm ein? Das kann er doch nicht machen! Der Kollege, von dem hier die Rede sein soll, hat aber nicht etwa die Butter eines anderen Kollegen aus dem Kühlschrank gemopst, heimlich das letzte Kippchen der Geschäftsführerin weggeraucht oder irgendeine der Missetaten begangen, von denen mit dem Büroalltag vertraute Menschen allerlei Geschichten erzählen können. Nein, der Kollege tut das Schlimmste, das er uns antun kann: Er verlässt uns.
Nicht nur wir werden ihn schmerzlich vermissen, auch Ihnen wird er fehlen. Denn er hatte stets ein Auge darauf, dass die Buchstaben in unserer Zeitung das richtige Format, die Bilder brillante Farben und die Seiten eine akkurate Aufteilung haben. Kurzum: Ihm war es zu verdanken, dass die Jungle World so gut aussieht, wie Sie sie kennen.
Um das Layout dieser Zeitung auf höchstem Niveau zu halten, hat der Kollege höchsten Einsatz gezeigt: Er hat Cola in unmenschlichen Mengen getrunken, um im Zucker- und Koffeinschock noch den haarigsten und beinahe hoffnungslos erscheinenden Endproduktionen zu einem guten Ausgang zu verhelfen. Dabei konnte ihn nichts aus der Ruhe bringen – fast nichts: Redakteurinnen und Redakteuren, die sich allzu aufdringlich hinter ihn stellten, um zu beobachten, welche graphischen Finessen er auf dem Bildschirm entstehen ließ, brummte er als Strafe für den penetranten Schulterblick beispielsweise das Verfassen der allseits gefürchteten Infokästen auf.
Er konnte also auch hart sein, nahm sich selbst jedoch nie davon aus. Das ging so weit, dass er selbst seine körperliche Unversehrtheit hinten anstellte. Zwar dem Layout verpflichtet, aber doch auch begeistert von der journalistischen Arbeit, begab er sich auf unserer Auslandsreise nach Slowenien in ein Lokal, um der Recherche der slowenischen Trink- und Tanzgewohnheiten nachzugehen – und zwar mit derartigem Körpereinsatz, dass wir ihn in Berlin mit einem gebrochenen Arm in Empfang nehmen mussten. Die Produktion der Auslandsnummer hatte er selbstverständlich einarmig absolviert.
An seinem neuen Arbeitsplatz wünschen wir ihm ­einen 100-Zoll-Spezialbildschirm für Layouter, einen Cola-Automaten in Armreichweite und keine weiteren Knochenbrüche während der Arbeit. Viel Erfolg und viel Glück, Kollege!