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Dracula, Tarantula, Godzilla, King Kong, Frankenstein, Freddy Krueger, Carrie, Baby Firefly und Tura Satana – vergangene Woche wurden diese Outfits in der Redaktion heiß diskutiert. Doch ging es dabei nicht um gruselige Karnevalsverkleidungen, sondern um die neuen Formate für Artikel. Denn auch wenn es in den Berliner Redaktionsräumen am Rosenmontag und Faschingsdienstag bis auf die von einer Redakteurin herbeigeschafften Krapfen a.k.a. Pfannkuchen a.k.a. Kreppel, die hastig in Arbeitsmontur verzehrt wurden, sehr unfaschingsmäßig zuging, wird es bald bunt und jeck hier im Dschungel – die kommende Ausgabe Ihrer Lieblingszeitung zeigt sich im neuen Gewand! Alles wird besser, übersichtlicher und farbenfroher. Und das Beste: Teurer wird die Jungle World nicht und am Aschermittwoch ist auch nicht alles vorbei!
Für das neue Design hat vor allem das Layout, das zugegebenermaßen ein Faible für Horrorfilme hat, lange geschuftet, Zeit zum Feiern blieb da sowieso nicht. Überhaupt gehören die meisten Redaktionsmitglieder zur »Fraktion Norddeutsch-Ostdeutscher Karnevals­hasser«, wie ein Kollege betont, der froh ist, dass man in Berlin kaum etwas mitbekommt vom Faschingstreiben. Die meisten hatten seit ihrer Kindheit nichts mehr mit dem Verkleidungswahnsinn zu tun. Nur die eigenen Kinder müssen nun mit Kostümen versorgt werden, von Biene über Eisprinzessin und Vampir bis Meister Yoda ist alles dabei, wobei die D.I.Y.-Kostüme sowohl einigen Eltern als auch Kindern den letzten Nerv rauben, wie eine Redakteurin gesteht. Und da Montag und Dienstag hier immer alles im Endredaktionsstress versinkt, könne man selbst ja gar nicht mitfeiern. Ob das jetzt gut oder schlecht ist, verrät sie nicht. Zum Glück entpuppt sich ihre Idee, das Betriebsklima mit einer Polonaise zu verbessern, nur als typischer Jungle-Sarkasmus. Ein Redakteur erinnert sich mit Schaudern an seine Vergangenheit in Süddeutschland, wenn an den tollen Tagen ganze Dörfer ins Alk-Koma fielen. »Wenn man mitbechert, geht’s irgendwie«, gibt er jedoch zu. Eine Kollegin, die mehrere Jahre in Köln gelebt hat, hat ein zwiespältiges Verhältnis zum Karneval. Durchaus verstörend seien die jecken Horden und schrecklich die Musik, doch dass tagelang ein arbeitsfreier Ausnahmezustand herrsche, habe seinen Reiz. Von einer fürchterlichen Tradition berichtet die aus Wattenscheid kommende Praktikantin, dem »Gänsereiten«. Dabei wird einer von der Decke hängenden toten Gans so lange von »Gänsereitern« am Kopf gezogen, bis dieser abreißt – der Karnevalszug geht los und der neue Gänsereiterkönig ist gekürt. Aber auch Schönes entsteht zuweilen zur Karnevalszeit: Seine Eltern hätten sich an Fasching kennengelernt, meint ein Kollege. Darüber sind wir froh.