Homestory

Panama. Was fällt uns dazu ein? Wie schön es da ist. Und dass von dort Kisten verführerischer Bananen kommen. Und dass eine Reise dorthin doch nur wieder zuhause endet. Infantiler Journalismus eben. Beim Internationalen Konsortium investigativer Journalisten (ICIJ) ist die Jungle World leider nicht dabei. Wir müssen erst einmal abwarten, was andere herausfinden, und uns dann unsere eigenen Gedanken machen. Das heißt, auch Sie müssen noch etwas warten, bis die schlauen Analysen der Jungle World zu den Enthüllungen rund um die »Panama Papers« in Ihrem Briefkasten landen. Aber wie Sie als erfahrene linke Wochenzeitungsleserinnen und -leser wissen, lohnt sich das Warten meist und Vorfreude ist doch … Wie auch immer – das Briefkastenbusiness ist ja auch nicht alles, genug andere Themen harren noch ihrer Analyse. Davon finden Sie viele in dieser Ausgabe und einige Elemente der Panama-Kriminalgeschichte tauchen ja auch immer wieder in anderen Zusammenhängen auf. Ob korrupte Autokraten, krumme Geschäfte oder globalisierte Ströme von irgendwem und irgendwas – die ganze Welt und die Zeitung sind voll davon.
Unter den Enthüllungen infolge des Panama-Leaks leiden aber nun nicht nur die Enthüllten, sondern auch ehrliche Briefkastenfirmen. Der mittelständische Briefkastenhersteller Schojuki Kastensysteme (mit dem bekannten Claim: »Klappe zu!«) aus dem sächsischen Kriebstein habe nach Bekanntwerden des Skandals um die Briefkastenfirmen von Politikern, Geschäftsleuten, Prominenten und Kriminellen mehrere Drohbriefe erhalten. Das Werkstor sei zudem mit Seifenlaugenbomben beschädigt worden. In einem Bekennerschreiben der »besorgten Bürger gegen die da oben« hieß es, damit wollten diese gegen die »schmutzigen Geldgeschäfte« vorgehen. Die Briefkastenfirmenleitung teilte mit, dass hier ein bedauerlicher Irrtum vorliege. »Unsere Firma stellt seit Jahrzehnten nur hochwertige Briefkästen aus Edelstahl her, mit Geldwäsche haben wir nichts zu tun. Stets haben wir unsere Steuern bezahlt und erlauben sogar Betriebsräte«, heißt es in einem Schreiben, das der Jungle World vorliegt. Diese Geschichte ist natürlich frei erfunden. Imaginativer Journalismus eben.
Davon finden Sie aber nichts weiter in dieser Ausgabe – ehrlich! Weil die Woche in der Redaktion so harmonisch und ruhig verlief, musste einfach etwas nachgeholfen werden, um an dieser Stelle für Unterhaltung zu sorgen. Einen ganz ehrlichen und einfachen Steuerspartipp, der sich bei allen Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern hier stets bewährt hat, möchten wir Ihnen aber noch ans Herz legen: Sehr wenig verdienen. Falls Sie etwas wohlhabender sind: Spenden Sie an disko e.V. für unsere Recherchen! Das können Sie ganz legal von der Steuer absetzen. Und damit unser Finanzhaushalt nicht zusammenbricht, noch ein kleiner Tipp, der auch gut fürs Gehirn ist: Jungle World abonnieren! (http://jungle-world.com/abo)
Kreuzworträtsel
Nicht die »Initiative Bildung prekär«, sondern das »Netzwerk prekäres Wissen« veröffentlichte kürzlich eine Honorartabelle für Lehrbeauftragte an verschiedenen Hochschulen (Jungle World Nr. 12/2016, »Lehrerjahre sind keine Herrenjahre«)