Dolgenbrodts Biedermänner bewähren sich

Wer Flüchtlingen zur illegalen Einreise nach Deutschland verhilft, wird gemeinhin als Schlepper zu Gefängnisstrafen nicht unter zwei Jahren verurteilt - ohne Bewährung, versteht sich. Wer hingegen sein Geld investiert, um eine Asylbewerberunterkunft in Schutt und Asche zu legen, kann sich einer Maximalstrafe von zwei Jahren Haft sicher sein - selbstverständlich auf Bewährung. Und auch wer mal eben selbst Hand anlegt, kommt nicht unbedingt teurer davon: So verurteilte das Landgericht Frankfurt/Oder den Elektriker Marco S. aus Dolgenbrodt vergangenen Freitag zu einer Jugendstrafe von zwei Jahren auf Bewährung, weil er Brandsätze gebaut hatte, mit denen 1992 die Asylbewerberunterkunft in der brandenburgischen Gemeinde kurz vor ihrer Eröffnung in Brand gesetzt wurde. Gegen den Vater des 25jährigen verhängten die Richter eine Strafe von 15 Monaten auf Bewährung, weil er den Bastelarbeiten seines Sohns wohlwollend beigewohnt hatte.

Zwei weitere Dolgenbrodter, der Blumenhändler Thomas O. und der ehemalige Gemeinderat Gerd G., erhielten zwei- bzw. eineinhalbjährige Bewährungsstrafen. Sie hatten die Brandstifter finanziert oder in vorhergehenden Prozessen Falschaussagen gemacht. Das Verfahren gegen einen fünften Angeklagten wurde eingestellt, weil er bereits wegen schweren Raubes fünf Jahre und vier Monate Knast absitzt und eine weitere Verurteilung wegen Brandstiftung laut Gericht nicht ins Gewicht fallen würde.

Mit diesen Entscheidungen endete unerwartet schnell der Prozeß um den Anschlag auf die Flüchtlingsunterkunft, in die 86 afrikanische Asylsuchende hätten einziehen sollen. Angeklagte und Gericht hatten sich auf einen Deal geeinigt: Bewährungsstrafen gegen Geständnisse. Staatsanwältin Petra Marx zeigte sich zufrieden. Abgeschlossen sei der Fall deshalb aber noch nicht. So laufe noch ein Verfahren gegen die damalige Bürgermeisterin Ute Preißler. Diese hatte schon zuvor im Prozeß die Meinung im Dolgenbrodter Sumpf zu dem Anschlag unumwunden deutlich gemacht: "Niemand war traurig über diese Lösung."