Hey, Joe

Man hat's, Herr Herrmann, nicht leicht als Generalsekretär bei der CSU. Und schon gar nicht als Stellvertreter. Als Sie vom Ministerpräsidenten Stoiber schon mit "Herr Generalsekretär" angeredet wurden, nachdem der Bernd Protzner beim Deutschlandfunk sein Rücktrittsgesuch eingereicht hatte, muß ihnen ganz warm geworden sein. "Joe", haben Sie sich wohl gedacht, "Joe, jetzt zeig, was'd kannst." Der Zeitpunkt war gekommen, um den Sprung ins große Büro im Franz-Josef-Strauß-Haus zu machen. Und Sie haben sich gleich so eine richtig schöne Offensive ˆ la méthode du Secrétaire Général de la CSU zurechtgelegt. Mit Ausländern sollte es etwas zu tun haben, denn die Ausländer, da sind wir uns einig, sind das Thema des diesjährigen Wahlkampfes. Nicht so richtig derb rassistisch sollte es sein, denn schließlich wollten Sie sich ja als ein Mensch mit Feingefühl präsentieren. Sie wollten also etwas ganz Neues präsentieren: den guten Ausländer, den erwünschten Ausländer.

Und schon hatten Sie die Aufforderung an die Ausländerämter im Freistaat formuliert, getrennte Abteilungen einzuführen für "hochwillkommene" und "eher unerwünschte Leute". Denn was ist schließlich die Folge, wenn sich "ein japanischer Ingenieur oder ein Geschäftsmann aus Brasilien" - ein "hochwillkommener Ausländer" also - in die gleiche Schlange stellen muß "wie kriminelle Ausländer, die zur Abschiebung anstehen"? Richtig, die Folge ist, daß "Bayerns Image leidet". Schließlich unterscheidet "der Normalbürger" - Sie also, Herr Herrmann - "an der Haustür" ja auch zwischen geladenen Gästen und "unerwünschten Besuchern". Glückwunsch, Herr Herrmann: beste Generalsekretärssprache. Warum es mit ihren Aspirationen nun offenbar trotzdem nichts wird, können wir Ihnen leider auch nicht ganz erklären. Es muß irgendwie am Zeitpunkt gelegen haben, an der Bundestagswahl, da wird ja jedes Wort auf die Goldwaage gelegt. "Solche Forderungen", ließ Ihr Ministerpräsident aus seinen Kreisen verlauten, dürften "niemals öffentlich als Parteilinie ausgegeben werden." Öffentlich, Sie verstehen?