Kino: Griffin Dunnes "Zauberhafte Schwestern"

Magie ohne Würzkraft

Das Leben kann so gemein sein: Wer wünschte sich da nicht manchmal, zaubern zu können? Drei Wünsche freizuhaben? Mit dem bösen Blick, ein bißchen Gerechtigkeit zu schaffen? Ein Kindertraum, wenn die Größeren mal wieder nicht zu überwinden sind; Erwachsenen-Phantasie, wenn alle anderen mal wieder schneller waren.

Die materielle Seite der Zauberei ist so verlockend, daß gleich auch eine gar nicht verlockende dazu erfunden werden mußte. Denn wo bleibt die Moral, wenn das Wünschen tatsächlich helfen würde?

Brav der Ideologie von "Ehrlich währt am längsten" ist auch das Filmchen "Zauberhafte Schwestern" von Griffin Dunne verpflichtet. Die Frauen der Familie Owens sind ziemlich unorthodox und beherrschen dazu haufenweise Tricks der weißen (= guten) Magie. Kerzen werden per Pusten angezündet, Gedanken und die Zukunft ohne weiteres gelesen, im Emotionalhaushalt anderer Leute wird bevorzugt Glück angerichtet.

Der Preis für die ungewöhnlichen Fähigkeiten ist die Außenseiterrolle, in welche die Umwelt die Owens-Frauen seit Generationen gedrängt hat. Und, Ironie des Schicksals: Die Männer, die sich in die Hexerinnen verlieben, sterben auffällig bald. Sandra Bullock und Nicole Kidman spielen die zauberkundigen Schwestern Sally und Gillian. Mehr ist zu ihrer farblosen, verkrampften Darbietung nicht zu sagen.

Der böse, dunkelhaarige und sexuell unersättliche Bulgare Jimmy (Goran Visnjic) büßt für seine Besitzansprüche, die er auf Gillian anmeldet, mit dem Leben. Erst kippen ihm die Mädels eine Überdosis Belladonna in die Tequila-Flasche, damit er sich ein bißchen beruhigt. Weil das nicht hilft, befördert ihn der bewährte Bratpfannen-Schlag auf den Hinterkopf ins Jenseits.

Die Leiche wird ohne Wissen der Tanten im Vorgarten vergraben. Trotz kräftig verhexter Mitternachts-Margharitas kommen die Tanten den Nichten nicht auf die Spur. Das tut jedoch bald der pfannkuchenwerfende, kinderliebende und überhaupt fürchterlich sympathische Sonderermittler Gary, der auch noch den Familienfluch entkräftet und sich furchtlos in Sally verliebt.

Als der untote Jimmy nochmals ins Leben zurückkehren will, verbrennt er sich an Garys Sheriffstern die Finger. Die Frauen des Dorfes, eigentlich nicht gut auf die Owens zu sprechen, rücken so eng zusammen, daß der Ausländer-Zombie in ihrem Zauberkreis endgültig krepiert. Die Asche des nun tatsächlich toten Jimmy wird - so geht Frauenpower - kollektiv fröhlich davongefegt.

Bis dahin sind eineinhalb Stunden voll dröger, mühsam angeheiterter Filmgeschichte zerronnen. Uninspirierte Aufnahme, lächerliche Zaubertricks - als besonderer Gag dreht sich ein Löffel von selbst in der Teetasse! -, alles so entsetzlich langatmig, als habe schließlich selbst das Kameraauge gestreikt. Der ganze Hokuspokus um die Außenseiter - wer ist normal und warum? - ist ohnedies nur der Aufhänger. Bleibt nur noch, was immer bleibt, diesmal mit den Worten von Alice Hoffman, deren Roman "Practical Magic" dem Film als Vorlage diente: "Der größte Zauber überhaupt ist die Liebe." Na also.

"Zauberhafte Schwestern". (USA 1998) R: Griffin Dunne. K: Andrew Dunn. Mit Sandra Bullock, Nicole Kidman, Dianne Wiest, Stockard Channing, Aidan Quinn, Goran Visnjic. Start: 17. Dezember