Serbien, Chicago Style

Die Blumen auf Arkans Grab waren kaum verwelkt, da schlugen die Killer schon wieder zu. Als der jugoslawische Verteidigungsminister Pavle Bulatovic am Montagabend vergangener Woche im Restaurant eines Belgrader Fußballstadions an seinem Lieblingstisch dinierte, ereilte ihn in Form einer durchs Fenster abgefeuerten AK 47-Salve dasselbe Schicksal wie den »Tiger«. »Ein klassischer terroristischer Akt«, kommentierte ein Regierungssprecher und lag damit etwas daneben: »Ein klassisches Mafia-Drive-by-Shooting« hätte die Sache besser beschrieben.

Der Täter entkam, über die Hintergründe gibt es die unterschiedlichsten Spekulationen: Der Mord an Bulatovic könnte ein Racheakt des konkurrierenden Arkan-Lagers am Machtkreis um Präsident Slobodan Milosevic sein. Oder will Milosevic selbst Zeugen aus dem Weg räumen, die ihn mit Kriegsverbrechen in Zusammenhang bringen könnten? In jedem Fall wird der Mord genutzt, um weitere Repression zu rechtfertigen: Der Ultranationalist und Vize-Ministerpräsident Vojislav Seselj machte eine angebliche Verschwörung westlicher Geheimdienste und serbischer Oppositioneller verantwortlich und kündigte unter anderem die »Liquidation« des Radiosenders B-92 und anderer »Verrätermedien« an. Zu der Verschwörung rechnet Seselj außerdem »einen Teil der heimischen Unterwelt«, die kosovo-albanische UCK sowie die politischen Führer der mit Milosevic zerstrittenen bosnischen Serbenrepublik und der jugoslawischen Teilrepublik Montenegro.