Nachrichten

Peace

Brit Awards. Und wieder einmal fanden die Brit Awards statt. Langweilig wie selten zuvor waren sie, darin sind sich alle Kommentatoren und die britische Boulevard-Presse einig. Anstatt Hotelzimmer zu verwüsten und sich Samen in Besenkammern rauben zu lassen, sprachen sich die Rocker und Popsternchen gegen den Krieg im Irak aus. Traurig, traurig, damit bewegt sich der internationale Popadel bedrohlich in Richtung deutsches Popniveau. Nächstes Jahr könnte man ja gleich die Puhdys zu den Brits einladen.

Trophäen gingen an die englische Popband Coldplay, an die englische Rapperin Ms Dynamite und natürlich an Eminem, der langsam einen Award-Shop aufmachen könnte. Eminem war dann auch nicht besonders gerührt darüber, mal wieder der Beste in irgendeiner Kategorie zu sein. Er nahm wortlos seinen Preis entgegen und zeigte seinem Publikum den Finger. Es wird langsam Zeit, dass sich der internationale Popbetrieb einen neuen bad boy ausdenkt. »Eminem bekommt Trophäe und zeigt Fuckfinger«, solche Schlagzeilen sind inzwischen entsetzlich langweilig.

Jugendsünden

Grand Prix. Die Band Urban Trad, die am 24. Mai Belgien beim Eurovision-Schlagerwettbewerb vertreten soll, muss ihre Sängerin zu Hause lassen. Die 25jährige Soetkin Collier gab zu, 1995 und 1996 Mitglied der rechtsextremen Nationalistischen Flämischen Studentenunion gewesen zu sein. Dabei wurde sie vom belgischen Sicherheitsdienst beobachtet, der sie als »Militante der extremen Rechten mit einer starken Gesinnung flämischen Nationalismus« bezeichnete. Collier beteuert aber, dass sich ihre politischen Ansichten inzwischen komplett geändert hätten. Trotzdem findet Richard Miller, der Kulturminister der französischen Region, dass jemand mit solchen Ansichten Belgien nicht vertreten könne. Nun sucht Urban Trad eine neue Sängerin, die, bevor sie angestellt wird, ein politisches Führungszeugnis vorlegen muss. Doch eigentlich hätte man die rechte Schlagertante gar nicht entschärfen müssen. Denn wenn alles gut geht, darf ja die taz-Kandidatin Senait Deutschland im Schlager-Contest vertreten. Und die ist so was von politically correct, dass jegliches rechte Gedankengut allein durch ihre Anwesenheit neutralisiert würde.

Arsch kriechen

Angie. Gerade rechtzeitig zu Angela Merkels Artikel in der Washington Post, in dem sie ganz Amerika klar macht, dass der deutsche Bundeskanzler zwar ein feiger Lump sei, sie, der Edi, der Roland und der Rest ihrer Bagage aber voll hinter den USA stünden, hat der Förderkreis politische Rhetorik Merkel zur »Frauenpersönlichkeit 2002« ernannt. Der Preis wurde ihr wegen ihrer Redegewandtheit und der Kraft ihrer Metaphern verliehen. Vielleicht ist dann ihr Text in der Washington Post auch nur eine Metapher und sie meint es gar nicht so. Wie anders ist ein Satz wie dieser zu erklären: »Eine verantwortliche politische Führung darf den wirklichen Frieden der Zukunft nicht gegen den trügerischen Frieden der Gegenwart eintauschen«? Etwas anders formuliert hieße diese Merkelsche Aussage dann: lieber heute schon einen echt zünftigen Krieg.

Fünf Punkte

Kaufargument. Vielleicht gibt’s den Kleber ja auch schon länger, jedenfalls haben wir ihn jetzt erst entdeckt, da er dick und fett auf der neuen Platte des englischen House-Projekt-Freaks »The Man Who Lived Underground« prangt. Auf dem Kleber sind fünf Punkte abgebildet mit dem erklärenden Zusatz: »De:Bug – Höchstwertung«. Kleber wie diesen als verkaufsfördernde Maßnahme für Plattenfirmen haben sich auch all die anderen Musikzeitschriften ausgedacht, aber der von der De:Bug, der »Zeitung für elektronische Lebensaspekte«, ist natürlich besonders hübsch. Nur müsste auf ihm eigentlich stehen: »Von ca. 740 Platten, die in der De:Bug monatlich besprochen werden, bekommen ca. 738 die Höchstwertung. Diese ist eine davon.«

Kotze, Pisse, Kacke

Jackass. Ab dem 27. Februar kommt »Jackass – der Film« in die deutschen Kinos. Großartig anders als die Serie auf MTV wirkt der Jungsspaß für Freunde des schlechten Geschmacks auf der Langstrecke nicht. Allerdings kann man im Kino ja mal den »Wie lange ertrage ich Jackass am Stück«-Test machen. Schließlich sieht man mehr Kacke, Kotze, Pisse und Blut als auf MTV, also das, um das es bei Jackass ja eigentlich geht. Pisseeis selber machen, essen und danach kotzen, das ist im Film eher das obere Gagniveau.

Nirgends sonst machen sich junge Menschen so bereitwillig zum Horst wie in Jackass. Die Jokes und Versteckte-Kamera-Gags sind immer ausgesucht beknackt, aber meist auch recht originelle Kunstwerke des Fäkal-Humors. Das alles ist viel zu viel wert, als dass es allein dazu dienen sollte, den grundmoralischen Sender MTV mit den Weihen des Subversiven zu versehen. Jackass gehört ins Kino, klarer Fall, und Johnny Knoxville sollte für den Oscar nominiert werden. Wegen des Gags, wo er sich das höllisch scharfe Pfefferzeugs mit dem Koksröhrchen in die Nase zieht und Sekunden später echt oscarreif kotzt.

Softer Säubern

Andere Länder, andere Probleme. In China schlägt sich der Wissenschaftsminister mit den Folgen des massenhaften Kaugummikonsums herum. Das Zeug wird gekaut und dann einfach auf die Straße gespuckt, wo es festpappt und mit hohem Aufwand entfernt werden muss. Schließlich sind es rund zwei Milliarden Gummis, die nach Angaben der China Daily jährlich verbraucht werden. Demnächst soll aber eine spezielle Lotion dafür sorgen, dass man den Kleber leichter vom Bodenbelag entfernen kann. Für die Entwicklung der Anti-Chewing-Gum-Lotion lässt das kreative Ministerium 120 000 Dollar springen und sichert sich mit der softesten Säuberungsstrategie seit Erfindung des Kommunismus einen festen Platz im Herzen der Feuilletonredakteurin.