Mut zur Lücke

ich-ag der woche

Michael Köbl arbeitet im Referat für Öffentlichkeitsarbeit bei der Dynamit Nobel AG.

Auf der Homepage der Dynamit Nobel AG gibt es eine Rubrik Geschichte. Dort heißt es in der Chronik: 1930 Beginn der Formteile-Produktion; 1953 Einstieg in die Chemie, Entwicklung organischer Zwischensubstanzen. Die Jahre von 1933 bis 1945 bleiben unerwähnt. Warum?

Der Grund ist, dass wir in dieser Auflistung die Zeitpunkte anführen, da neue Produktionen aufgenommen wurden. 1930 etwa haben wir zum ersten Mal Kunststoffteile hergestellt. Am Jahr 1953 ist interessant, dass da die chemische Entwicklung begonnen hat. In der Chronik gibt es viele Lücken, Zeiten, in denen sich eben im Produktportfolio nichts verändert hat. Die zwischen 1930 und 1953 ergibt sich aus dem Zweiten Weltkrieg.

Es wirkt so, als wollte das Unternehmen nichts zu seiner Stellung im Nationalsozialismus sagen.

Es gibt ja auch eine Lücke zwischen 1886 und 1930, da war ja auch ein Weltkrieg. Der Zeitraum, den sie meinen, steht deswegen nicht in der Chronik, weil sich da im Produktbereich nicht viel geändert hat.

Kann man von Ihnen Informationen über die Rolle des Unternehmens im Dritten Reich bekommen?

Es ist schwierig, weil wir im Zweiten Weltkrieg zur IG Farben gehört haben. Die Dynamit Nobel AG wurde 1949 neu gegründet. Wir sind nicht die Firma, die Alfred Nobel 1865 gegründet hat.

interview: stefan wirner