Alles wird schlechter …

… denn der männlichen Modetorheiten sind viele.

Sie haben eine Jahrhunderte währende Tradition und waren noch durch keine Geschmackspolizei erfolgreich aus der Welt zu schaffen.

Man kann, wie einst Crockett und Tubbs in »Miami Vice«, ein zitronengelbes oder flamingorosa Sakko über dem T-Shirt tragen und es kombinieren mit weißen Designerschuhen, die den nackten Fuß umschließen. Man kann sich eine braune Strickkrawatte umbinden und ein Jackett anziehen, an dessen Ärmeln an den Ellbogen Lederaufsätze aufgenäht sind. Man darf sich sogar straflos mit einer Wildlederjacke sehen lassen, deren Fransen bis zu den Knien reichen, und dazu eine Gürtelschnalle spazieren führen, die die Größe eines Kürbisses hat. Oder man kann daherkommen wie der ehemalige Bundestrainer Uli Stielike, an dem man Sakkos bestaunen konnte, deren Karos größer waren als er selbst.

Leider ist noch immer nichts davon verboten. »Sitte und Mode sind demokratisch und deshalb zutiefst verachtenswert«, wie ein kluger Mensch einmal treffend bemerkte.

Über das erotische Flair, das Männer verströmen, die Tennissocken und Sandalen tragen, wurde schon alles gesagt. Männer, die gar nichts außer Socken am Körper tragen, lösen beim Betrachter sogar das einzige der Menschheit bekannte Gefühl aus, in dem sich Ekel und Mitleid mischen.

Bislang hat man vielleicht irrigerweise angenommen, dergleichen Modephänomene seien im 20. Jahrhundert entstanden. Dem ist jedoch nicht so. Archäologen entdeckten in London »bei Ausgrabungen an einem 2 000 Jahre alten Tempelkomplex« nun »den Fuß einer Bronzestatue, der unter seiner Sandale in mediterranem Stil eine Art wollenen Strumpf trägt« (taz). Früher war eben doch nicht alles besser.

thomas blum