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Rassismus verdoppelt

Österreich. Über 600 Fälle betreute der Wiener antirassistische Verein Zara 2003. Das sind doppelt so viele wie im Jahr davor. Einen Überblick über Rassismus in Österreich gibt der neue Report, den Zara am vergangenen Freitag veröffentlichte.

»Die 219 ausgewählten, detailliert dargestellten Einzelberichte repräsentieren die Qualität und Strukturen des rassistischen österreichischen Alltags«, heißt es auf der Homepage der Organisation. 44 Prozent der Beschwerden betrafen den öffentlichen Raum oder Vertreter von Behörden, der Rest verteilt sich auf Arbeit (21 Prozent), Wohnen (12 Prozent) und Polizei (9 Prozent). Als »Tiefpunkt des Jahres« bezeichnet Zara den Fall des Mauretaniers Cheibani Wague, der im Juli nach seiner Festnahme zu Tode kam. Im Report werden auch rassistische übergriffe »im Alltag« gemeldet, wie Ausländerverbote in einigen Discos, Diskriminierung bei der Wohnungssuche, oder Fälle wie der eines Klagenfurter Gasthauses, das seine neue Bierspezialität »Negerschweiß« nannte. Offizielle österreichische Daten über Rassismus gibt es noch immer nicht, kritisiert eine Verfasserin des Reports, Verena Krausneker: »Unser alljährlicher Bericht ist somit auch eine wichtige Informationsquelle für nationale und besonders internationale Organisationen.«

Ruhig und Maßvoll

Dänemark. Die konservative dänische Regierung wird ihre Pläne zur »Normalisierung« der Kopenhagener Hippie-Siedlung Christiania nicht durchführen. Auf dem 34 Hektar großen Gelände werden keine schicken Wohnungen entstehen. Die 1971 gegründete Kommune könne ihren besonderen Charakter behalten, solange die rund 1 000 Bewohner in Zukunft Miete zahlten und sich strenger an die Gesetze hielten, hieß es vor zwei Wochen in einem Regierungsbericht. Doch ganz in Ruhe lassen wollte der Staat die Althippies nicht. Am Dienstag vergangener Woche veranstaltete die Polizei eine Drogenrazzia in dem selbst ernannten »Freistaat« und nahm 50 Personen fest. Mehrere Hundert Beamte besetzten die so genannte »Pusher Street«, wo trotz des in Dänemark geltenden Verbotes offen mit Haschisch gehandelt wird. Mit der Großaktion wolle man den Drogenhandel in Christiania endgültig und dauerhaft beenden, erklärten Mitglieder der Einsatzleitung. Der Sprecher der Kommune, Peter Post, sagte im Rundfunk, die Polizei habe ihre Aktion »ruhig und maßvoll« durchgeführt.

Eurofreie Zone

Euro. Alle Länder der europäischen Union sind verpflichtet, den Euro einzuführen. Aber während sich beispielsweise die britische Regierung noch ziert, auf die eigene Währung zu verzichten, kann es einigen neuen Beitrittsländern nicht schnell genug gehen. Das passt wiederum der EU-Kommission nicht. Währungskommissar Pedro Solbes warnte mehrmals vor Hektik bei der Euro-Einführung. Und seine Warnungen fruchteten. Vergangene Woche erklärte der Gouverneur der tschechischen Notenbank, Zdenek Tuma, der Financial Times Deutschland: »Die gemeinsame Strategie von tschechischer Regierung und Notenbank ist es, den Euro erst 2009 oder 2010 einzuführen.« Wenige Tage zuvor hatten bereits die polnische und die ungarische Regierung erklärt, man wolle sich mit der Euro-Einführung Zeit lassen. Alle drei Länder wollen zuerst die Staatsfinanzen auf Vordermann bringen. Dagegen sind die drei baltischen Staaten und Zypern noch der Meinung, dass es möglich ist, in zwei Jahren den Euro einzuführen.

Die wichtigste Voraussetzung für den Beitritt zur Euro-Zone ist ein Haushaltsdefizit unter drei Prozent. Was nicht bedeutet, dass die Währung eingezogen wird, wenn dieses Kriterium nicht mehr erfüllt ist. Ansonsten wäre hier alles wieder doppelt so teuer.

Alte Geschichte

Griechenland. Die neue griechische Regierung will bei den Vorbereitungen für Olympia alles richtig machen. Eine der ersten Amtshandlungen des Staatsministers im Kulturministerium, Petros Tatoulis, bestand darin, eine Untersuchung der Baugenehmigung für das zu den Olympischen Spielen im August geplante Akropolis-Museum in Athen anzuordnen. Die Staatsanwaltschaft hat daraufhin am Freitag gegen den Zentralen Archäologischen Rat sowie eine Kommission aus Archäologen, Architekten und Städteplanern Anklage erhoben. Der Museumsbau zerstöre wertvolle archäologische Funde, so die Begründung. Dabei hoffte man, mit dem Prestigeobjekt die britische Regierung vor dem Beginn der Spiele dazu bewegen zu können, die seit langem geforderten Teile des Parthenon-Frieses aus dem Britischen Museum in London endlich zurückzugeben. Daraus könnte wieder nichts werden. Der britische Diplomat Lord Elgin brachte die fast 2 500 Jahre alten Marmorskulpturen zu Beginn des 19. Jahrhunderts mit Erlaubnis der damals über Griechenland herrschenden Ottomanen von der Akropolis nach England.

Die Regierung musste auch einräumen, dass sich der Bau der Straßenbahn vom Zentrum Athens zu den außerhalb gelegenen Olympiaanlagen verzögern wird. Die Bauarbeiten für die Infrastruktur rund um die Stadien haben ebenfalls noch nicht begonnen.

Gut erzogen

Großbritannien. Britische Falken sind derzeit sehr erfolgreich. Innerhalb von wenigen Wochen konnten sie die Präsenz der Tauben auf dem Londoner Trafalgar Square drastisch senken. Belagerten früher 4 000 der kleinen Scheißer während der Mittagszeit den Platz, sind es nun nur noch 200. Die abgerichteten Falken stürzen sich auf die Tauben herab und vertreiben sie. Seit vergangener Woche ist nun auch noch das Füttern der Vögel unter Strafe verboten. Das wird den Taubenbestand noch weiter reduzieren. Möglicherweise wird der Friedensaktivist und Bürgermeister Ken Livingstone die Falken dann wieder in ihre Käfige sperren.