Runder Tisch mit al-Qaida

in die presse

Seit der Blockade der Raketendepots von Mutlangen in den achtziger Jahren wissen wir, dass auch Prominente im Ernstfall ungehorsam sein können. Die Redner bei der Protestaktion vor dem US-Luftwaffenstützpunkt in Ramstein am vorigen Samstag standen in dieser Tradition und zeigten sich widerspenstig.

»Selbst die Willigen werden immer unwilliger«, sagte der Journalist und rechte Ökologe Franz Alt zum Jahrestag des Beginns des Irakkrieges. »Ein Massenmord kann nicht durch einen anderen Massenmord gesühnt werden. George Bush hat letztlich keine Kriege gegen den Terror geführt. Er hat mit seinen Kriegen dafür gesorgt, dass heute der Terrorismus stärker ist und über mehr Mittel verfügt als je zuvor.« Erkenntnis Nummer eins: George W. Bush stärkt den Terror.

Der Friedenskämpfer und Bild-Kolumnist Oskar Lafontaine sagte, Terrorismus sei »das Töten von Menschen, um politische Ziele durchzusetzen. So wie in Madrid.« Und er kombinierte: »In diesem Sinne sind auch die Amerikaner Terroristen.« Erkenntnis Nummer zwei: »Die Amerikaner« sind selbst der Terror.

Der Psychoanalytiker Horst-Eberhard Richter erklärte seine Welt so: »Wir sehen uns vereint mit Millionen in vielen Ländern, die vor einem Jahr verhindern wollten, dass im Irak 10 000 Zivilisten für die Befreiung von einer Weltbedrohung sterben mussten, die dort gar nicht existierte.« Erkenntnis Nummer drei: Saddam Hussein existierte gar nicht, er ließ niemals den Iran überfallen und Kurden mit Giftgas töten. Richter analysierte weiter: »In diesen Tagen haben wir den Tod von 200 Menschen in Madrid zu betrauern, die Opfer von verbrecherischem Terror geworden sind. Sie sind aber auch indirekt Opfer des Irakkriegs.« Was rät der deutsche Tiefenpsychologe angesichts des Irakkriegs in Madrid? »Das Ziel des Westens muss sein, in Ebenbürtigkeit zusammen mit den islamischen Ländern auf eine gemeinsame Sicherheit hinzuarbeiten, anstatt weiterhin in dem Zirkel von Gewalt und Gegengewalt gefangen zu bleiben.« Erkenntnis Nummer vier: Was jetzt nottut, ist ein Runder Tisch des Westens mit al-Qaida. Lafontaine, Alt oder Richter könnten ihn moderieren.

stefan wirner