»Wir hoffen sehr, dass es nicht zu Angriffen kommt«

Jan Egesborg ist Gründer der dänischen Künstlergruppe Surrend, deren Ausstellung in der Berliner Galerie Nord vorige Woche vorübergehend geschlossen wurde, weil Muslime mit Gewalt gedroht hatten. In der Ausstellung satirischer Plakate befindet sich eines, das die Kaaba in Mekka zeigt und mit der Überschrift »Dummer Stein« versehen ist. Am Dienstag wurde die Galerie wiedereröffnet, ein privater Wachschutz und regelmäßige Polizeistreifen sollen für Sicherheit sorgen. Surrend hat in der Vergangenheit Kunstaktionen auch mit Mitteln der Kommunikationsguerilla und der Streetart unter anderem gegen Ahmadinejad, den Papst, die NPD, Erdogan, die polnischen Kaczynski-Brüder und das G8-Treffen in Heiligendamm gemacht. Die aktuelle Ausstellung befindet sich in der Turmstraße 75 und ist bis zum 29. März, dienstags bis samstags von 14 bis 19 Uhr geöffnet. interview: ivo bozic
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Sind Sie froh, dass die Ausstellung nun ­wieder geöffnet wurde?

Allerdings. Wir denken, das ist sehr wichtig. Kunst darf nicht zensiert werden, auch nicht durch eine aufgebrachte Öffentlichkeit. Zurzeit findet ein großer Kampf um Kunstfreiheit in ­Europa statt. Deshalb ist es ein gutes Zeichen, dass die Galerie nun wieder offen ist. Wir waren zwischen­zeitlich schon besorgt, denn es hat ziemlich lange gedauert, bis die Polizei und die Politiker eine Entscheidung getroffen haben. Wir hoffen, dass sie genügend Schutz organisiert haben, so dass die Ausstellung wirklich fortgesetzt werden kann.

Was sagen Sie zu den Umständen, unter denen Ihre Ausstellung nun gezeigt wird?

Es ist eine Tragödie, dass eine Kunstausstellung nur unter Polizeischutz stattfinden kann. Die Situation erinnert mich an die dreißiger Jahre in Deutschland. Damals war es auch sehr schwierig, politische Kunst zu machen, und es gab auch diese Stimmung gegen die Freiheit Kunst, gegen »entartetete Kunst«. Da gibt es eine Parallele. Das ist sehr gefährlich.