Koa guads Zeichen

Schweigsam wie in den Geschichten Cormac McCarthys sind die Figuren in Thomas Willmanns Debütroman »Das finstere Tal«. Das muss so sein, denn die Finsternis ist alles Mögliche, doch niemals geschwätzig. Gleichwohl macht es einen Unterschied, ob man trockene Sätze knappen Inhalts im Amerikanischen liest oder in Gebirgsmundart: »Des is kein guads Zeichen. Da kommt’s Übel zu uns.« Dazu kommt eine gewisse Umständlichkeit des Satzbaus: »Schließlich war aber doch der Zeitpunkt gekommen, an dem sich unleugbar bewies, dass er nicht allein war hier im Tal.« Kann man sich daran gewöhnen, sich mit diesen Dingen vielleicht sogar herzlich anfreunden, ist der Weg frei für die Lektüre der durchaus spannend erzählten Geschichte: einem Hybrid aus Italo-Western, bedrückendem Heimatroman und Rache-Thriller. Brutal geht’s zu, na klar.
Die Geschichte geht so: Ein junger Maler von Anfang Zwanzig reitet auf einem Maultier in ein abgelegenes Hochtal, dessen Bewohner ihm nicht sehr freundlich gesinnt sind. Als der Preis endlich stimmt, kriegt der Fremde namens Greider auch eine Unterkunft. Einen Despoten gibt es im Dorf, den Bauern Brenner, eine Figur wie von der Kinoleinwand oder aus dem Märchen, mit sechs Söhnen, derer bald zwei ins Gras beißen müssen. Da hat’s ein – unschuldiger? – Fremder nicht leicht. Doch weiß sich unserer hier zu helfen – mit dem Repetiergewehr. Es ist tatsächlich wie im Western: Greider wartet nicht, bis man ihn holt. Er geht zum Feind. Helden ­machen das so.

Thomas Willmann: Das finstere Tal. Liebeskind Verlag 2010, 314 Seiten, 19,80 Euro