Antizionisten verdrängen jüdische Verbände bei den Befreiungsfeierlichkeiten in Italien

Bella Ciao mit Palituch

Seit Jahren hetzen linke Antizionisten und propalästinensische Organisationen in Italien auf der Parade zum Tag der Befreiung am 25. April gegen die Vertreter der Jüdischen Brigade. Zum 70. Jahrestag der Befreiung vom Nazifaschismus haben die jüdischen Verbände ihre Teilnahme nun abgesagt.

Es ist einer der wichtigsten Feiertage in Italien, der 25. April, der Tag, an dem die Resistenza gefeiert wird, der Tag der Partisanen und Antifaschisten. Der 70. Jahrestag der Befreiung vom Nazifaschismus könnte dieses Jahr allerdings alles andere als ein Fest werden. Bei der traditionellen Parade, die von Anpi (Associazione Nazionale Par­tigiani d’Italia), dem größten italienischen Partisanenverband, an der Porta San Paolo in Rom organisiert wird, werden die Vertreter jüdischer Verbände höchstwahrscheinlich fehlen, ein Novum in der italienischen Nachkriegsgeschichte. Der Grund dafür: Antizionistische und propalästinensische Gruppen, die seit Jahren mit ihren Fahnen und Ikonen bei der Demonstration mitmarschieren, mobilisieren gegen die Präsenz »zionistischer Symbole« auf der Parade.

Die Auseinandersetzung um diese »Symbole«, die aus Sicht der Palästina-Freunde keinen Platz auf einer antifaschistischen Parade haben sollen, wiederholt sich jedes Jahr. Am 25. April vergangenen Jahres eskalierte die Situation. Während der offiziellen Kundgebung in Rom kam es zu Handgreiflichkeiten, als Mitglieder der Paläs­tina-Solidaritätsfraktion auf Demons­tranten losgingen, die Fahnen mit dem Davidstern hochhielten. Die Angegriffenen, die mit Rufen wie »Ihr seid schlimmer als die SS« und »Nieder mit dem Zionismus« beschimpft wurden, marschierten hinter dem Transparent der Jüdischen Brigade, die in der Endphase des Kriegs unter britischem Oberbefehl in Europa zum Einsatz kam, um gegen die deutsche Wehrmacht zu kämpfen. Am 3. Juli 1944 hatte die britische Regierung die Aufstellung der Jewish Brigade Group bewilligt, die ab September als Teil der 8. Armee ausgebildet wurde. Die Jüdische Brigade war die einzige unabhängige jüdische Einheit in den gesamten alliierten Streitkräften. Sie bestand aus rund 5 000 Freiwilligen aus Großbritannien und dem britischen Mandatsgebiet Palästina, die in den letzten Monaten der deutschen Besatzung Italiens an der sogenannten Gotenlinie kämpfte. Ihre Beteiligung war entscheidend für die Befreiung von Ravenna und Bologna. Dass Italien vom Nazifaschismus befreit wurde, ist nicht nur italienischen Partisanen und Widerstandskämpfern, sondern ebenso diesen jüdischen Soldaten zu verdanken, auch wenn ihre Geschichte den meisten Italienern so gut wie unbekannt ist. Auf ihren Uniformen prangte der Davidstern. Genau dieser ist heute für die militanten Israel-Hasser ein Symbol für das, was sie als eines der größten Verbrechen des 20. Jahrhunderts ansehen: den Zionismus. Entsprechend halten sie den Davidstern für ungefähr dasselbe wie das Hakenkreuz und sehen jedes Mittel gerechtfertigt, um ihn aus der Öffentlichkeit zu verbannen.

Bei der Demonstration im vorigen Jahr blieb es nicht bei israelfeindlichen Beschimpfungen. Nach den Ausschreitungen wurden die Vertreter der Jüdischen Brigade von den Organisatoren aus der Rednerliste gestrichen – »um die Stimmung nicht weiter anzuheizen«, hieß es von Seiten des Anpi. So herrschte vor der diesjährigen Kundgebung Klärungsbedarf, angefangen mit der grundsätzlichen Frage, was palästinensische und antizionistische Gruppen, die mit der Befreiung Italiens vom Faschismus nichts zu tun hatten, überhaupt auf einer solchen Veranstaltung zu suchen haben.
Um diese und weitere Fragen zu klären, hatte der Anpi am 30. März im »Haus der Erinnerung« in Rom ein öffentliches Treffen organisiert. Der Partisanenverband hatte neben der Jüdischen Brigade den Verband der ehemaligen Deportierten in NS-Vernichtungslager (Aned), Gewerkschaften sowie einige kommunistische Kleinparteien eingeladen. Nicht eingeladen, aber trotzdem anwesend waren Mitglieder von drei palästinensischen Organisationen: der Palästina-Front, dem Römischen Palästina-Netzwerk und der Palästinensischen Vertretung in Italien, zudem Aktivisten der zwei Centri Sociali »Acrobat« und »Link«. Die Palästina-Freunde forderten die Organisatoren dazu auf, bei der Kundgebung am kommenden 25. April zionistische Symbole explizit zu untersagen. An diesem Tag sei nämlich aus ihrer Sicht der »Widerstand aller Völker gegen ihre Unterdrücker« zu ehren, wie es in einem Kommunique heißt. Es folgt die Liste der angeblichen Verbrechen der »Besatzungsmacht Israel« an den unterdrückten Palästinensern, inklusive des Einsatzes von »experimentellen Massenvernichtungswaffen« und der »systematischen Entführung und Ermordung von Kindern«.
Noch deutlicher drückte es Yussuf Salman von der Arabisch-Palästinensischen Gemeinschaft aus. »Israel ist ein faschistischer Staat, der Palästina seit 67 Jahren besetzt«, sagte er im Interview mit der Tageszeitung Il Manifesto – als Besatzung gilt ihm bereits die Gründung Israels. Symbole dieses Staates seien auf einer antifaschistischen Demonstration inakzeptabel. Noch skandalöser als die Forderung der Israel-Hasser war jedoch das Herumlavieren der römischen Abteilung des Anpi, die bislang keine klare Position bezogen hat, was einer politischen Legitimierung der auf die Straße getragenen Hetze gegen den jüdischen Staat gleichkommt.

Daher die Entscheidung der Vertreter der Jüdischen Brigade, des Aned und der Jüdischen Gemeinde in Rom, nicht an der Parade teilzunehmen. »Wir, die die ehemaligen Deportierten in den KZ vertreten, die Ermordeten wie die Geretteten (…), können nicht akzeptieren, dass die Bedeutung des antifaschistischen Widerstandes so verdreht wird, dass aus den Opfern des Nazifaschismus Täter gemacht werden«, heißt es in einer Pressemitteilung des Aned, in der die Gründe der Absage erläutert werden.
Nachdem die Nachricht von einigen Medien skandalisiert worden war, beeilte sich die nationale Führung des Anpi, mit einem etwas ungeschickten Versuch die Wogen zu glätten. Der Partisanenverband schlägt nun vor, die Organisation der Veranstaltung in die Hände der römischen Stadtverwaltung zu geben, die auf dem Kapitolplatz ein eigenes Event plant. Der Bürgermeister Ignazio Marino von der Demokratischen Partei soll es nun also richten und mit den »proble­matischen« jüdischen Organisationen verhandeln.
»Wenn man uns versichert, dass dort keine propalästinensischen und antizionistischen Gruppen anwesend sein werden, können wir darüber diskutieren«, sagte Fabio Perugia, Sprecher der Jüdischen Gemeinde in Rom, der Jungle World. »Ansonsten werden wir etwas eigenes organisieren.« Raum für Verhandlungen sei an diesem Punkt nicht vorhanden, denn »wenn die palästinensische Fahne geschwenkt wird, passiert das selten aus Solidarität mit der palästinensischen Bevölkerung. Es ist ein Statement gegen Israel, sonst hätten wir in den vergangenen Tagen viele Demonstrationen in Solidarität mit den syrischen Palästinensern gesehen«, so Pe­rugia weiter. »Politische Schizophrenie« nennt er das diplomatisch, auch wenn der Begriff des israelbezogenen Antisemitismus hier angebracht wäre.
»Es gibt 364 Tage im Jahr, an denen für die Rechte der Palästinenser demonstriert werden kann«, fügt er hinzu. »Am 25. April laufen wir seit Jahren hinter dem Transparent der Jüdischen Brigade. Sie waren, gemeinsam mit den Partisanen, die Helden des italienischen Widerstands, während der Großmufti von Jerusalem mit Hitler paktierte.« Aber historische Genauigkeit ist für die militanten Israel-Hasser irrelevant. So werden an dem Tag, an dem der Opfer des Nazifaschismus und aller Widerstandskämpfer gedacht wird, Juden de facto ausgeschlossen, während Palästina-Fahnen, Plakate mit dem Konterfei Yassir Arafats und jede Menge Palitücher die Straßen der Hauptstadt füllen werden.