Fanny Müller über alles

Abschied

Das ist alles nicht so einfach, wie Sie vielleicht denken. Jede Woche lustig sein und eine Geschichte erzählen. Und die Freunde und Kollegen helfen einem ja auch nicht weiter. Die einen sagen: "Schreib das bloß auf, sonst setzt es was!" Die anderen sagen: "Hören Sie mal, ich hab da was ungeheuer Komisches erlebt, das müssen Sie unbedingt aufschreiben!" Das ist natürlich überhaupt nicht komisch, besonders dann nicht, wenn die betreffenden Personen sich schon während des Erzählens schlapplachen. Eine Möglichkeit hätte ich ja noch - jede Woche ein Tabu brechen. Aber auf die Idee sind schon andere gekommen und wegen der paar Tabus, die übrig sind, lohnt es sich wirklich nicht anzufangen. Allgemeine Betrachtungen? Geht auch, finde ich aber öde. Allgemeine Betrachtungen kann man meinetwegen schreiben, sollte sie aber gleich hinterher verbuddeln.

Es ist also Zeit, Pause zu machen, Leute.

Nicht, daß ich gar nichts mehr schreiben würde. Ich schreibe an einem Kinderbuch, und wenn wir (der Zeichner und ich) den Titel schon wüßten, dann würde ich an dieser Stelle mordsmäßig Reklame machen. Wissen wir aber noch nicht. Übrigens, keine Angst - es ist kein Kinderbuch, in dem Mutti in die Firma geht und Papi die Frühstücksflocken einkauft. Sondern es kommen vielmehr vor: ein kurzsichtiger Adler, ein Eisbär, eine Klapperschlange und jede Menge Räuberbanden und Abenteuer und Schätze und ein Fluch. Wie es sich gehört für ein anständiges Kinderbuch.

Sonst noch was?

Eigentlich nicht. Mir geht's gut, was ich auch von Ihnen hoffe. Viermal die Woche gehe ich kurz arbeiten und ärgere den Rechner in meinem Büro. Wenn ich mittags nach Hause komme, schaue ich nach dem Anrufbeantworter und nach dem Faxgerät, und dann wird es schon langsam wieder Zeit schlafen zu gehen. Wann soll ich bei dem Programm wohl bitteschön noch was erleben, das ich aufschreiben kann? - Am Wochenende, sagen Sie? - Weit gefehlt! Am Wochenende muß ich fürs Wochenende einkaufen. Und die Treppe machen. Und mit den Hafenfähren herumfahren. Oder auf die Charlie von oben aufpassen, was aber nicht schwer ist, ich brauche ihm nur meine Wohnungsschlüssel in den Rachen zu schaufeln, dann ist Ruhe. Allerdings muß ich die Schlüssel hinter immer waschen, weil er sie gründlich eingespeichelt hat. Und wenn dann noch ein bißchen Zeit übrig ist, wird man ja wohl auf dem Sofa herumsitzen und an gar nichts denken dürfen. Ist das soweit alles klar? Dann also erst mal Tschüss und bis später.