Millionen für wen auch immer

Im südmexikanischen Bundesstaat Guerrero spitzt sich die Kontroverse um den Ausgang der Gouverneurswahlen vom vorletzten Sonntag zu. Die seit 1929 regierende Partei der Institutionalisierten Revolution (PRI) erklärte ihren Kandidaten René Ju‡rez Cisneros mit 20 000 Stimmen Vorsprung zum Sieger. Ein Oppositionsbündnis unter Führung von Félix Salgado von der linksgerichteten Partei der Demokratischen Revolution (PRD) beansprucht den Wahlsieg aber für sich und richtet Vorwürfe an die PRI. Diese habe in großem Umfang Stimmen gekauft und Wahlgeschenke an die verarmte Landbevölkerung verteilt. Auch nach Angaben von David Reyes Pe-a, einem Mitglied des staatlichen Wahlüberwachungsrates CEE, sei der Urnengang "voller Unregelmäßigkeiten" gewesen. So seien viele Wahlberechtigte vom Urnengang ausgeschlossen worden, weil sie nicht im Wählerverzeichnis registriert waren. Während Reyes Pe-a aus Protest von seinem Posten zurücktrat, weigert sich der CEE, die Stimmen nochmal auszuzählen, wie es von der PRD gefordert wird.

Auf einer Kundgebung am letzten Donnerstag in Acapulco kündigte Salgado Protestaktionen im gesamten Bundesstaat an. Nachdem ein Militärhubschrauber die Demonstration in geringer Höhe überflogen hatte, forderte Salgado Präsident Ernesto Zedillo auf, die friedlichen Proteste zu stoppen. "Damit gäbe er denjenigen Recht, die die Waffen erheben." Die beiden Guerillaorganisationen Revolutionäre Volksarmee (EPR) und Revolutionäre Armee des aufständischen Volkes (ERPI) hatten bereits vor der Wahl angekündigt, im Falle eines Betrugs aktiv zu werden. In den letzten Tagen hat die mexikanische Bundesarmee 3 500 Soldaten in das Gebiet der Costa Grande verlegt und weitere 3 000 in die Region La Monta-a. In beiden Regionen verfügt die Guerilla über starken Rückhalt.