Beliebige Bilanz

Von "Fehlschlag" über "Zweifel" bis "Erfolg" reichten die Reaktionen, als die Nato vergangene Woche ihre Bilanz des Angriffs auf Jugoslawien vorlegte. Rund 3 000 Einsätze gegen Ziele in Jugoslawien sind nach Angaben von Nato-Oberbefehlshaber Wesley Clark in den 79 Kriegstagen geflogen worden, dabei soll etwa ein Drittel der "schweren Ausrüstung" der jugoslawischen Bundesarmee im Kosovo zerstört worden sein: mindestens 93 Panzer, 153 gepanzerte Mannschaftswagen, 339 militärische Fahrzeuge und 389 Artilleriegeschütze. Alle Angaben würden sich nur auf das Kosovo beziehen, erklärte Clark und verwies andere Äußerungen ins Reich der Legende. Lediglich 13 Panzer, sechs gepanzerte Mannschaftswagen und 27 Geschütze gibt beispielsweise der jugoslawische General Nebosja Pavkovic als Verluste an.

Das US-Magazin U.S. News hält zwar die Angaben der jugoslawischen Bundesarmee für zu niedrig, zweifelt aber an den von Clark angegebenen Verlustzahlen: Nur 26 zerstörte Panzer und Panzerfahrzeuge seien von der Nato gefunden worden; internationale Beobachter hätten im Juni beim Rückzug aus dem Kosovo 700 jugoslawische Panzer und Panzerfahrzeuge gezählt. So viele hätten es aber nach der Erfolgsbilanz der Nato nicht mehr sein können. Auch das Londoner Institut für Strategische Studien und die US-Militärzeitschrift Aviation Week stellen die Erfolgsbilanz in Frage.