Jürgen Möllemann im ND

Die Gelbe Armee

Am 8. Mai 1945 endete der Zweite Weltkrieg. Der Tag wurde bisher bei der PDS-Anhängerschaft in Ehren gehalten. Man wird umdenken müssen. Jetzt kommt der 15. Juli 1945. Warum ist das ein wichtiges Datum? Es ist der Geburtstag von Jürgen Möllemann. Und wie einst die Rote Armee beendet nun auch Möllemann einen unhaltbaren Zustand.

Der sieht so aus: Der linke Ostler hat die Wiedervereinigung bisher vor allem als Demütigung erfahren. Da kamen die reichen Wessis, rissen sich die Kombinate unter den Nagel und entließen die armen Teufel in die Depression und - in Deutschland schwerwiegender - in die Arbeitslosigkeit. Warum dies notwendig war, das haben sie allerdings nie verstanden.

Das wird nun anders. Jürgen Möllemann, FDP-As und Chef des Münsteraner Fallschirmclubs, wird Kolumnist beim Neuen Deutschland. Und zwar im Wechsel mit PDS-Wirtschafter Gregor Gysi. Er wolle auch die Leser dieser Publikation für die FDP gewinnen, erklärte der erste, und den zweiten schenken wir uns jetzt mal.

Was Möllemann also sonst nirgendwo gelingt, soll bei der PDS-Klientel klappen. Mister 18 Prozent hat gute Karten, das wird ihm jetzt hier von mir persönlich bescheinigt. Was er sagt, das hält er auch. Meine erste Begegnung mit Möllemann hatte ich als streikender Student an der Bonner Uni. Die SPD-Regierung in Düsseldorf wollte den konservativen »Traditions-Unis« zugunsten der Gesamthochschulen den Saft abdrehen. So geht's nicht, beschied der damalige Bundesbildungsminister Möllemann, nachdem er flugs eingesegelt worden war. »Ich besorge euch 2,1 Milliarden Mark«, versprach er 700 kratzbürstigen Studierenden.

Genau eine Stunde hatte er gebraucht, um den Laden umzudrehen. Als er ging, wurde er mit Applaus verabschiedet. Nebenbei hatte ich meine erste Rolle als TV-Darsteller. Sekundenlang war ich in der ARD-Tagesschau zu sehen - ich glotze an die Decke und kaue Kaugummi. Das sah schwer scheiße aus. Aber so schrieben Jürgen & Jürgen eben Fernsehgeschichte. Die Kohle schleppte er tatsächlich ran.

Wenn ich Gysi wäre, hätte ich mir für die Durchsetzung des von der PDS neu ausgedachten Wirtschaftskurses auch das Luftlandevorauskommando der Gelben Armee angeheuert. Denn Möllemann hält eben, was er verspricht. Der PLO hat der Vorsitzende der Deutsch-Arabischen Gesellschaft kürzlich auch was versprochen. Israels Besatzungspolitik sei Staatsterrorismus. Das gab Zoff. »Mit dieser Aktion hat sich Herr Möllemann für jegliche außenpolitischen Aktivitäten disqualifiziert«, erklärte etwa Sylvia Löhrmann, die Fraktionsvorsitzende der Grünen in Nordrhein-Westfalen, es gebe auf beiden Seiten Gewalt.

Na, dann wollen wir doch mal sehen, was die ND-Leserschaft so von seinen Ansichten hält. Am 11. Februar legt Möllemann los. Da werden sich die ostdeutschen Horden aber umgucken.

Die ND-Chefredaktion ist froh, freut sich, dass demnächst »jeweils im Wechsel Gedanken zu einem aktuellen Thema, das eine Mal aus linkslibertärer, das andere Mal aus liberaler Sicht« geäußert werden. Ja, nur wer ist wer? Es scheint, dass dem ND seine Leserschaft nicht mehr passt. Bei der Befreiung besetzter Gebiete haben sich bekanntlich Luftschläge durchgesetzt.