Halb, aber hart

Ein Nationalist gewinnt auf Zypern von ralf dreis

Nach dem Machtwechsel im griechischen Südzypern ist eine baldige Wiedervereinigung der seit 1974 geteilten Insel mehr als ungewiss. Denn der Sieg des konservativen Bewerbers Tassos Papadopoulos über den langjährigen Präsidenten Glavkos Klerides ist vor allem ein Votum gegen den Einigungsplan von UN-Generalsekretär Kofi Annan.

Papadopoulos, der zu den reichsten Männern Zyperns zählt, hatte seinem Kontrahenten wiederholt den Ausverkauf griechischer Interessen vorgeworfen. Er will den Plan der Vereinten Nationen nur als Verhandlungsgrundlage akzeptieren, wenn dieser in wichtigen Punkten geändert werde. So fordert er ein Rückkehrrecht für alle 160 000 bei der türkischen Invasion 1974 aus dem Norden der Insel vertriebenen Griechen. Der UN-Plan sieht hingegen langfristig die Rückkehr von ungefähr 60 000 Menschen vor. Für diese harte Linie wurde Papadopoulos bei den Präsidentenwahlen Mitte Februar mit 51,5 Prozent der Stimmen belohnt, während Klerides nur 38,8 Prozent erreichte.

Für türkische Zyprioten ist dieses Ergebnis eine herbe Enttäuschung. Große Teile der Bevölkerung hatten in den letzten Monaten gegen ihren Präsidenten Rauf Denktas und für eine Wiedervereinigung demonstriert. Gemeinsam mit dem griechischen Süden wollen viele von ihnen 2004 in die EU aufgenommen werden. In der Hoffnung auf eine Verbesserung ihrer katastrophalen ökonomischen Lage und auf größere politische Freiheiten sind sie zu Zugeständnissen bereit. Deshalb hatte die überwiegende Mehrheit auf einen erneuten Wahlsieg des bürgerlichen Klerides gehofft, dem sie am ehesten eine Einigung mit Denktas zutraute.

Die Forderungen des Nationalisten Papadopoulos hingegen sind für türkische Zyprioten unannehmbar. Vor allem die linke Opposition gegen Denktas hat nicht vergessen, dass Papadopoulos 1963/64 im Bürgerkrieg zu den Anführern der Nationalen Organisation Zypriotischer Kämpfer (Eoka) gehörte. Die vom Faschisten Georgios Grivas gegründete Organisation war zunächst angetreten, um den bewaffneten Kampf gegen die britische Kolonialmacht zu führen. Dabei verwischten sich die Fronten recht schnell, sodass sich ihre Aktionen schon vor der Unabhängigkeit Zyperns im Jahr 1959 meistens gegen Kommunisten und türkische Zyprioten richteten.

Auf griechischer Seite scheint die postkommunistische Partei Akel weniger historische Bedenken zu hegen. Dass die Eoka seinerzeit viele Kommunisten ermordete, war für Akel kein Hindernis, Papadopoulos zu unterstützen. Seit den Parlamentswahlen von 2001 stellt sie die stärkste Fraktion im Parlament von Nikosia und hofft nun, ihren Einfluss zu erweitern. Unbekümmert lässt die Parteistrategen scheinbar auch, dass ihre Unterstützung für Papadopoulos ihr Verhältnis zur türkisch-zyprischen Opposition, deren Gesprächspartner Akel bisher war, empfindlich belastet hat.

Zufrieden mit dem Wahlausgang kann hingegen Denktas sein. Er gratulierte dem neuen Präsidenten und erklärte, dass »ein Rechtspopulist« die Wahlen gewonnen habe, zeige, wie die Stimmung im Süden der Insel wirklich sei.

Kurz vor der Wahl hatte EU-Erweiterungskommissar Günter Verheugen den Druck auf die Türkei erhöht. Mit dem Sieg des Nationalisten Papadopoulos ist Denktas nicht mehr der einzige Hardliner, dem ein Scheitern der Verhandlungen angelastet werden könnte.