Bloß kein Brot für die Welt

Bernd, das Brot, gehört in den Toaster oder in die Hände von Hänsel und Gretel. von naatz (der)

Bernd, das Brot, ein von »Redakteuren« für ein halluziniertes Publikum ersonnenes Gebilde, langweilt durch die halbe Nacht, wenn der Kinderkanal mal wieder Sendepause hat. Früher war auf der Frequenz, auf der heute der Kika sendet, Bayern III. Ich hatte BR III lieb. Ich habe keine Lust, BR III nun wieder in den Windungen meines Fernsehers zu suchen, seit der Scheißkinderkanal auf dessen Frequenz dieses beschissene Kifferbrot sendet. Nur Ökoschlampen oder Kiffer finden so eine Scheiße lustig. Waren die Teletubbies wie Wasser für den im Gehirn eines Dreijährigen gefangenen erwachsenen Fernsehgefängnisinsassen, ist Bernd die staubtrockene Krume Backwerk, an der man sich leicht verschluckt. Das dadurch ausgelöste Röcheln mag bei Unbedarften den Eindruck erwecken, der an Bernd Zugrundegehende lache. Mitnichten. Lachen kann man über so eine Scheiße nicht. Sendeminuten werden sinnlos verschwendet, weil so’n paar Deppen glauben, einen originellen nächtlichen Zeitvertreib mit Bernd ersonnen zu haben.

Ich aber will Profesor Lesch und seinen nie zu Worte kommenden Philosophenkollegen auf dem herrlichen BR III wieder, die sich an der Rebe betäuben und mir von massiven schwarzen Löchern berichten. Nicht Bernd, der ein massives schwarzes Loch der Fernsehunterhaltung darstellt. Professor Lesch, der hat Ahnung, der weiß, der Mensch lebt nicht vom Brot allein, sondern durch ein jedes Wort, das durch den Mund Gottes geht (Matthäus 4.4.). Göttlich ist das Wissen, welches uns herrliche Intellektuelle nächtens aufzwingen. Bernd hingegen scheint über keinen ausgewiesenen Intellekt zu verfügen. Immerhin wusste schon der Großvater, Brot sei dumm wie selbiges. Und der muss es wissen, schließlich ist auch er damals einem teigigen Deppen auf den Leim gegangen, der ihm mittels Volksempfänger sinnfreie Botschaften verkündete.

Wie Hitler ein Held für Leute ist, die glauben, der Autobahnbau habe Arbeitsplätze geschaffen, ist Bernd der Messias für Leute, die meinen, Kiffen sei gesund, weil ja Todkranke auch Hasch verschrieben bekommen. Bernd ist so doof, so schlimm doof, dass es mich halb irrsinig macht, diesen von billigen Gemeinheiten triefenden Text zu verfassen. Ich esse gern Brot. Graubrot, Mischbrot, Kürbiskernbrot. Ja, Kürbiskernbrot. Nun werden Sie sagen: »Dit hat doch wat mit die Prostata zu tun oda wat? Lojo, üba Brot könnse schreim, die Jungles, aber wo issen jetze meene Jenderdebatte, ne Prostata is wieder so’n imperjalistischet Männerjewese, lojo, dittick jetze vonne Jenderdebatte irjendwie so drinne lesen will, inne Jungle! Wo isse denn, ick meene, meene Püppi und icke, wir sind irjendwie so lesbisch, vastehste, und da meenick, et wär ma anne Reihe, sowat innet Blättchen zu bringen, oda wat! Brot, wo kommwa denn da hinne?«

Sie können sich getrost ein Beispiel an Bernd nehmen. Solange es eine Brotvielfalt in Deutschland hat, die ihresgleichen sucht, müssen Sie ja seinen erregenden Abenteuern nicht folgen. Für Leute wie Sie könnte Bernd durchaus eine erzieherische Wirkung haben. »Ick flippe aus, wa, wat soll’n dit Geschreibsel hier bedeuten«, werden Sie sich nun sagen. Ja, ich unterstelle Ihnen einfach, dass Sie bekifft nachts vor der Glotze hocken und Diskussionen mit Ihren WG-Mitbewohnern forcieren, »dit so’n Brot echt’n bisschen diskursmäßiger, weeßte, rübakomm’ müsste, weil in Afrika soville Jören vahungern, wa.« Mitnichten. Besuchte Bernd den schwarzen Kontinent, er würde von den Kindern für einen bösen Zauberer gehalten und entsetzlich massakriert werden, denn er ist kein Brot für die Welt. »Jut, okee, aba isser nun ’n Typ oda wat, kamman ja nich’ erkenn’, weeßte, dit meenick mitte Jenderdebatte, wa, wejen dit mittet Jedöns von wejen mittet Kürbiskernbrot und de Prostata.«

Tut mir Leid, Herrschaften, auf diese Psychoscheiße lasse ich mich nicht ein. Kürbiskernbrot schmeckt mir, und solange es die Schnauze hält und nicht wie in einer Hallo-Spencer-Version von »Der Toast von Fremden« herumphilosophiert, will ich es keinem peinlichen Verhör unterziehen. Bernd möchte ich gern dieser Folter aussetzen. Ihn erneut in den Toaster spannen und langsam nachrösten lassen und seine Schreie überhören. Und wenn er noch so viele Krümel Wahrheit preisgibt, so werde ich ihn nicht von seiner Pein erlösen. Will nur hoffen, dass ein nachdenklicher Kika-Redakteur Bernd eines Tages als Schauspieler entdeckt (Moderatoren sind in dieser Branche ja gefragt) und ihn in der Geschichte von Hänsel und Gretel einsetzt. Mit Freude will ich schauen, wie die schmierigen Wichsgriffel Hänsels den Brotenen bei lebendigem Leibe in Stücke reißen und ihn portionsweise im Wald verscharren.

Weshalb hat überhaupt der Vater Hänsel und seiner Schwester ein trockenes Stück Brot zugesteckt? Aus Unprofessionalität. Brot als Metapher für unprofessionelles Handeln? Wieso? Die Antwort ist einfach. Auch diesem Text liegt das Brot zugrunde, und habe ich nicht unprofessionell gehandelt, indem ich überflüssige Hasstiraden ausstieß? Doch genau das ist der negative Ansatz, den ich von Herrn Billers damaliger Kolumne »100 Zeilen Hass« übernahm. Das nur, um diesen Text elegant abzurunden. Bitte entschuldigen Sie, Herr Biller, dass ich Ihren damaligen, so einfachen Ansatz missbraucht habe und solch simple Vergleiche anstellte, aber Max Brod wäre zu hoch für die Anhänger Bernds gewesen.