Der Maut-Esel

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»Es gibt kein Recht auf Faulheit«, sagte Gerhard Schröder einst und steht mit seinem Spruch nun auf verlorenem Posten. »Ich schlafe bestens«, diktierte Verkehrsminister Manfred Stolpe (SPD) der Presse ins Notizheftlein. Er sei ein regelrechter Tiefschläfer, kein Albtraum, kein Unbehagen zerre des Nachts an ihm. Und das als Antwort auf absehbare Einnahmeausfälle von mindestens 324 Millionen Euro für den Bund durch die verpatzte Lkw-Maut. Das als dreist empfundene »Aussitzen« Helmut Kohls ist hiermit mühelos übertroffen. Nur wer Probleme ausschläft, kann gestärkt aus ihnen hervorgehen. Nach der vermasselten Magnetbahn, der ignorierten Wohnungsnot und unerschwinglichen Bahnpreisen strotzt Stolpe folglich vor Kraft.

Hire and fire ist die Sache des geheimen Betriebsrats im Regierungsteam keinesfalls. Zur Unkündbarkeit als Quoten-Ossi kommt die Vorsehung: »Ich bin Erbe eines großen, stolzen Vorhabens.« Und lebend enterbt – das gibt es nicht, lautet die Botschaft an Schröder.

Zur Vorgeschichte. Die »Humanisierung der Arbeitswelt« ging beim Marsch durch die Institutionen irgendwo verloren. Stolpe hat sie wieder gefunden. Es gilt: Wer vom Betrieb nichts versteht, wird mitgetragen. Und auch der handwerklich unbegabte Geselle hat Qualitäten, wenn man genau hinsieht. Wiedervereinigung aber heißt, die Vielfalt eines Landes an der Spitze zu vereinen. Die Beförderung Stolpes zum Vizekanzler darf Schröder nicht verschlafen.

winfried rust