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Zeig mal!

Kunstskandal. Weil das New Yorker Museum of Modern Art gerade umbaut, kann man in Berlin noch bis Ende des Jahres in einer Megaausstellung der Neuen Nationalgalerie moderne Kunst bis zum Umfallen betrachten. Die Leute rennen in die Ausstellung, als hätten sie all die dort gezeigten, zumeist weltberühmten Exponate nicht schon längst als Reprints in Arztzimmern gesehen. Die Moderne Kunst-Show ist ein Riesenerfolg. Und das, obwohl nicht mal der kleinste Skandal Antriebsmotor für den Besucheransturm ist.

Nun macht sich eine kleine Kreuzberger Galerie, die ungefähr den Glamour einer Stadtbibliothek ausstrahlt, auf, der MoMA-Show Konkurrenz zu machen, zumindest ein wenig. Denn sie hat ihn, den Skandal! Verbreitung von Kinderpornographie, lautet der Vorwurf, der der Ausstellung zeitgenössischer Kunst mit dem Titel »When Love Turns To Poison« gemacht wird. Gezeigt werden die Arbeiten von acht internationalen Künstlern, die zum Großteil um die Themen Liebe, Sex und Eros kreisen.

Richtig um Kinderpornographie geht es freilich nur in den Videoarbeiten des Künstlers Matthias Seidel. Man sieht in diesen etwa eine männliche Puppe, die eine einäugige Mädchenpuppe belästigt. Es ginge ihm darum, Kindesmissbrauch anzuklagen, so Seidel. Vorgeworfen wird ihm jedoch, dass dieses Anliegen nicht eindeutig aus seinen Arbeiten ersichtlich sei und er Kinderpornographie folglich eher propagiere.

Nun hat sich der Berliner Anwalt Hans-Ekkehard Plöger der Sache angenommen und kurzerhand die für den Kunstraum Kreuzberg zuständige Bezirksbürgermeisterin Cornelia Reinauer (PDS) wegen Verbreitung von Pornographie angezeigt. Die B.Z. berichtete ihren Lesern daraufhin von dem »Skandal um Kinderpornoausstellung« und war sich schnell sicher, dass hier »Schmuddel-Künstler« Pädophilen-Phantasien bedienen würden. Daraufhin stürmte ein »stadtbekannter Bibelfanatiker« (SZ) die Ausstellung und riss zwanzig der Bilder zu Boden. Die Ausstellungsmacher wollen sich von diesen Aktionen nicht einschüchtern lassen und stehen auch weiterhin zu ihrem Projekt. »When Love Turns To Poison« wird auch weiterhin geöffnet bleiben, allerdings nur noch für Besucher ab 18 Jahre. Wer noch nicht alt genug ist, muss also auch weiterhin in die Nationalgalerie rennen.

Die Häschendiebin

Polizeiskandal. In Florida wurde letzte Woche ein neunjähriges Mädchen in Handschellen von Polizisten abgeführt. Das allein klingt schon recht bizarr. Noch kurioser freilich ist die Begründung für die polizeiliche Maßnahme. Dem Mädchen wird nämlich vorgeworfen, das Kaninchen des Nachbarn und zehn Dollar Bargeld gestohlen zu haben. Die Sache mit den zehn Dollar bestreitet das Mädchen. Bleibt also das süße, süße Häschen. Wie kann man nur so grausam sein, Häschendiebinnen polizeilich abführen zu lassen!

Endlich eine Neue

Beckham-Skandal. Neues von den Beckhams: David Beckham, Fußballgott und Stürmerstar von Real Madrid, soll seine Angetraute Victoria, das ehemalige Spicegirl Posh Spice, mit der Mitarbeiterin einer Sportmanagement-Firma betrogen haben. Super! Die englische Boulevard-Presse war über diesen Sachverhalt natürlich überglücklich. Sie fand beispielsweise heraus, dass Beckham seiner neuen Freundin SMS mit explizit sexuellem Inhalt geschickt haben soll. Bisexuell soll die Neue von Beckham außerdem sein und schon bei so mancher Sex- und Drogen-Party der Mittelpunkt gewesen sein. Beckham sollte froh sein über diese Meldungen. Mit seinem Fußballspiel allein dürfte er es auf Dauer nicht schaffen, der berühmteste Fußballer der Welt mit dem höchsten Glamourfaktor zu sein.

Hey, Mr. Lingerie Man

Dylan-Skandal. Bob Dylan hat die Folkmusik verraten, indem er in den Sechzigern die gediegene Wanderklampfe durch die elektrische Gitarre ersetzte. Er hat den Glauben seiner Fans an ihn erschüttert, indem er sich von dem Papst zur offiziell gewährten Audienz empfangen ließ. Und nun auch das noch: Bob Dylan ist Unterwäschemodell für die Firma »Victoria’s Street«. Zu sehen ist er in einem Werbeclip der Firma nun freilich nicht in der Form, dass er selbst mit Damenunterwäsche herumspazieren würde, doch immerhin mimt er in dem Filmchen den lechzenden Unterwäschemodels-Gucker älteren Semesters, der sich – so sieht es zumindest aus – auf einer Dessous-Party von Supermodels verirrt hat. Dazu läuft natürlich ein Dylan-Song.

So schlimm ist das Ganze freilich nicht. Zumindest nicht für Leute, die Dylan nicht für größer als Gott halten. Alle anderen jedoch kontrollieren penibel genau jeden Schritt des Meisters, und wehe, er wandelt einmal nicht auf genau den Pfaden der Tugenden, die sie für ihn ausgemacht haben! Einer der enttäuschten Dylan-Fans hat auf einer einschlägigen Website bereits verlangt, man solle einen der bekanntesten Dylan-Songs in »Hey, Mr. Lingerie Man« umtaufen.

Ausgetanzt?

Love Parade. Man hat sich inzwischen daran gewöhnt, dass ein paar Monate vor der Love Parade nochmals diskutiert wird, ob die Love Parade in diesem Jahr nun überhaupt stattfinden wird oder eben nicht. Nun ist es wieder so weit: Noch in dieser Woche wollen die Paradenveranstalter von der Stadt Berlin wissen, ob sie einen Zuschuss für die überdimensionierte Technoparty erwarten können oder nicht. Falls nicht, dann gibt es auch keine Parade, so ihre Androhung. Im letzten Jahr übernahm die Stadt Berlin das Catering und andere Dienstleistungen bei der Love Parade, was ihr ein Minus von 500 000 Euro eingebracht hat. Daran hat sie in diesem Jahr kein Interesse mehr. Dass an anderer Stelle die Stadt durch hunderttausende Party-Besucher von außerhalb Millioneneinnahmen hatte, spielt in der ihr eigenen cleveren Art der Haushaltsberechnung anscheinend keine Rolle.