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Linkspartei. Am vorvergangenen Sonntag fand in Tel Aviv die erste Konferenz von Yahad statt, der aus der Bürgerrechtspartei Meretz und einer Abspaltung der Arbeitspartei hervorgegangenen neuen Linkspartei. Vorsitzender ist der ehemalige Justizminister Yossi Beilin, zu den führenden Köpfen der Partei gehören auch die Vizebürgermeisterin von Tel Aviv, Yael Dayan, sowie der frühere Bildungsminister und ehemalige Meretz-Vorsitzende Yossi Sarid. Auf der Konferenz erklärte Beilin, die Regierung von Ariel Sharon sei »schädlich für Israel«. Die Partei beschloss, Sharons Truppenabzugspläne in der Knesset, in der sie mit einigen Abgeordneten vertreten ist, dann zu unterstützen, »wenn wir überzeugt sind, dass der Abzug zu einem Ende der Besatzung führen könnte, wenigstens teilweise.« Das aber sei nicht der Fall.

Yahad bot sich der gleichfalls oppositionellen Arbeitspartei als Koalitionspartner an. Die aber zieht einen Einstieg in eine große Koalition unter Ministerpräsident Sharon in Erwägung, was Beilin in der Tageszeitung Ha’aretz als »Desaster für Israel« bezeichnete.

Der israelische Staatspräsident Moshe Katsav sprach bei der Yahad-Konferenz ein Grußwort. »Der Krieg gegen den Terror ist notwendig, aber nicht ausreichend«, sagte er. »Ein diplomatischer Prozess ist genauso notwendig.«

Fremd, aber hier

Jugendkultur. Russisch sprechende Jugendliche können mit Israel und dem Judentum nicht allzu viel anfangen. Eine Erhebung unter Gymnasiasten im Alter von 15 bis 18 Jahren, die zwischen 2000 und 2002 aus den Staaten der früheren Sowjetunion nach Israel eingewandert sind, ergab, dass diese Teenager nur ungern Hebräisch lernen, und, weil sie schlecht Hebräisch sprechen, kaum soziale Kontakte außerhalb ihrer Community haben. Sie definierten sich weiterhin eher als Russen denn als Israelis, das Judentum sei ihnen fremd. Die Studie wurde vom Ruth-und-Baruch-Rappaport-Zentrum für Assimilationsstudien der Bar-Ilan-Universität durchgeführt.

Jobless

Arbeitslosigkeit. Etwa 288 000 Israelis sind derzeit ohne Job, damit bleibt die Arbeitslosenrate mit 10,8 Prozent weiterhin sehr hoch. Nach Angaben des Amtes für Statistik waren im ersten Quartal 2004 ähnlich viele Israelis arbeitslos gemeldet wie im ersten Quartal des Jahres 2003 (10,9 Prozent). Um beinahe ein halbes Prozent zugenommen hat die Arbeitslosigkeit von Frauen (12,1 Prozent), die der Männer sank um 0,6 Prozent. Seit 1988 ist die Arbeitslosigkeit in Israel um mehr als ein Drittel gestiegen.

Konservierung

Outsourcing. Das Sicherheitskabinett hat Mitte der vergangenen Woche beschlossen, die Gasmasken, die vor dem Irakkrieg an die Bevölkerung verteilt worden waren, wieder einsammeln zu lassen. Das Verteidigungsministerium will der Ha’aretz zufolge eine private Firma mit der Rückholung der Gasmasken beauftragen, die aufpoliert und eingelagert werden sollen, um im entsprechenden Falle schnell wieder verteilt werden zu können. Die entstehenden Kosten der Aktion, die zum ersten Mal von der israelischen Armee outgesourcet wird, werden auf einige Millionen Euro geschätzt. Etwa sieben Millionen Gasmasken sind gegenwärtig in der Bevölkerung im Umlauf.

Unter ewigen Hügeln

Ölsuche. Während andere Länder des Nahen Ostens jede Menge Öl besitzen, macht sich der begehrte Rohstoff in Israel rar. Nur sieben Förderpumpen sind derzeit in Betrieb. Sie produzieren nur einige Dutzend Barrel pro Tag, etwa 300 000 Barrel werden verbraucht. Tovia Luskin aber glaubt, dass es bald anders wird: »Es gibt Rohöl in Israel, sehr viel.« Luskin ist Geophysiker, die Zuversicht des orthodoxen Juden beruht aber auch auf dem Versprechen, das Gott Joseph im fünften Buch Moses gibt: »Gesegnet vom Herrn ist sein Land mit dem Köstlichsten vom Himmel droben, (…) mit dem Besten uralter Berge und mit dem Köstlichsten der ewigen Hügel, mit dem Köstlichsten der Erde und ihrer Fülle.«

Luskins Firma Givat Olam (»Ewige Hügel«) gab kürzlich bekannt, Öl im Wert von sechs Milliarden Dollar entdeckt zu haben. Die Aktien des Unternehmens an der Börse von Tel Aviv stiegen daraufhin um 55 Prozent. Allerdings werden solche angeblichen Funde immer wieder gemeldet, und viele Experten betrachten solche Meldungen als ein bewährtes Mittel, naive Investoren um ihr Geld zu erleichtern. Im Gegensatz zu manch anderen hat Luskin jedoch tatsächlich bereits ein Ölfeld gefunden. Im April erkannte die Regierung seine Entdeckung in Meged als kommerzielles Unternehmen an. Gefördert wird das Öl allerdings nicht, denn es liegt mehr als fünf Kilometer tief unter den ewigen Hügeln.

Unbefangenes Gastgeschenk

Deutsche Diplomaten. Einen »Missklang« habe die Israelreise des deutschen Verteidigungsministers Peter Struck vor zwei Wochen gehabt, meldet der Spiegel. Nach einem offiziellen Abendessen seines Amtskollegen Shaul Mofaz stürmte Reinhold Robbe, ostfriesischer SPD-Abgeordneter, Vorsitzender des Verteidigungsausschusses des Bundestages und Vizepräsident der Deutsch-Israelischen Gesellschaft, nach vorne, bat den Gastgeber zu sich und übergab ihm mit launigen Worten ein gar lustiges Gastgeschenk: einen olivfarbenen Gebetsschal und eine Kippa in Bundeswehrfarben. Gastgeber Mofaz ging, ohne ein Wort zu sagen, zurück zu seinem Tisch und ließ das Präsent auf dem Podium liegen.