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Monogame Pinguine

Tierfilm. »Die Reise der Pinguine« ist der neueste Dokumentarfilmknüller in den USA. Obwohl es sich hierbei um einen Tierfilm handelt, hat er es in den Kinocharts bis nach weit vorne geschafft. Es geht in ihm um, na was wohl: Pinguine. Die werden jedoch hemmungslos vermenschlicht, so dass man das Gefühl bekommt, die Viecher gehörten zu uns.

Die Projektion scheint so gut zu funktionieren, dass sich nun in den USA diverse Konservative und die Kirche für diesen Film ausgesprochen haben. Ihnen gefällt vor allem, dass die Evolution in dem Film nicht thematisiert wird und die Pinguine sozusagen als liebenswerte Geschöpfe Gottes vorkommen. Außerdem leben sie in monogamen Zweierbeziehungen, und so etwas findet die Kirche natürlich immer großartig.

Die New York Times hat festgestellt, dass der Pinguinschinken wohl deswegen von Gegnern der Evolutionstheorie und Abtreibungsgegnern geliebt wird, weil er »traditionelle Normen wie Monogamie, Opferbereitschaft und Reproduktion« unterstütze. In Deutschland kommt der Film am 13. Oktober in die Kinos. (aha)

Wie im Kino

Schönheitsindustrie. Erst vor kurzem lief der Hongkong-Film »Dumplings« in den deutschen Kinos, der davon handelt, dass Menschen zur Erhaltung von Jugend und Schönheit bereit sind, sogar Teigtaschen zu verspeisen, die mit den Resten menschlicher Föten gefüllt werden. Nun erreicht uns die Meldung, dass ein Kosmetikkonzern in China angeblich für seine Produkte die Haut hingerichteter Gefangener verwendet. Die Haut erschossener Häftlinge soll dazu benutzt werden, Lippenpflege- und Antifalten-Produkte herzustellen.

Der Film »Dumplings« scheint damit einmal mehr bewiesen zu haben, dass Fiktion manchmal näher an der Realität dran ist, als uns allen lieb sein kann. (aha)

Raus aus den Charts

»Mein Kampf«. Der Bestseller von Adolf Hitler darf in Polen und der Türkei nicht mehr weiter verlegt werden. Das berichtet die türkische Zeitung Radikal. In der Türkei hatte sich »Mein Kampf« dank einer Masse preisgünstiger Nachdrucke in diesem Jahr enorm gut verkauft. (aha)

Der Klon des Krächzers

Tom Waits. Wenn Tom Waits singt, hört man sofort, dass Tom Waits singt. Hier klebt Whiskey auf den Stimmbändern. Der Mann singt nicht im eigentlichen Sinne, sondern er grummelt, brüllt und grantelt.

Doch nun hat er ein Problem. Man habe ihn nachgemacht, imitiert, ihn seiner Originalität beraubt. Behauptet er. Und das kam so: Die Autofirma Opel wollte einen Werbespot mit seiner Hilfe drehen. Waits aber hatte abgesagt, denn zu seinem Image gehört es auch, ein unkorrumpierbarer Typ zu sein, ein echtes Unikat, das sich niemals für so etwas Schnödes wie einen Werbespot für ein Automobil hergeben würde.

Okay, scheinen die sich bei Opel daraufhin gedacht zu haben, dann besorgen wir eben einen Tom Waits, der gar nicht der echte Tom Waits ist, einen Stimmklon sozusagen. Dieser singt nun in dem Spot, und das eben in halbwegs typischer Waits-Manier.

Das ginge nun aber gar nicht, findet Waits und will vor Gericht klären lassen, ob allein schon eine Krächzstimme wie die seine durch Persönlichkeitsrechte geschützt ist oder nicht. (aha)

Der Allesmacher

Robert Wise. Wir alle haben die »West Side Story« in der Verfilmung von Robert Wise gesehen. Der Film war ein Musical und ein Tanzfilm. Wise hatte aber noch mehr drauf, er war eigentlich überall zuhause. Er drehte Gruselfilme, Thriller, Western, U-Boot-Filme und was sonst noch so anfiel. Auch als Cutter hatte er sich einen Namen gemacht. Er brachte das unsterbliche Meisterwerk von Orson Welles, die »Magnificient Ambersons«, in seine Endfassung. Einige behaupten, er habe ein wenig zu sehr an dem Film herumgeschnipselt, doch der Film, so wie wir ihn heute kennen, spricht eigentlich für Wise.

Gerade hat das Filmfestival in San Sebastián dem großen Regisseur eine Retrospektive gewidmet. Er selbst ist jedoch letzte Woche im Alter von 91 Jahren in Los Angeles verstorben. (aha)

Deutsch, aber witzig

F. K. Waechter. So langsam stirbt uns die gesamte »Neue Frankfurter Schule« weg. Im letzten Jahr sind Bernd Pfarr und Chlodwig Poth verstorben, nun ist der Humorist und Zeichner F. K. Waechter einer schweren Krankheit erlegen.

Nun, wo sie langsam alle von uns gehen, die Neuen Frankfurter, stellt man erst fest, wie klassisch ihr Humor inzwischen ist. In einem Land, das sich mit dem Lachen über wirklich komisches immer schwer tat, ist die ehemalige Humor-Avantgarde glücklicherweise inzwischen Allgemeingut geworden. Auch Waechter wurde zuletzt mit unzähligen Ausstellungen geehrt.

Begonnen hatte er 1962 bei der Frankfurter Satirezeitschrift Pardon, der er zu ihrem Markenzeichen, dem Teufelchen, verhalf. Er verfasste einige Kinderbücher, darunter den »Anti-Struwwelpeter«, und gründete später die Titanic mit.

Kenner seines Werkes sagen, dass er mit der Zeit sogar immer subtiler und abgründiger geworden ist, wobei er sich in den letzten Jahren hauptsächlich der Arbeit an seinen Kinderbüchern und dem Theater widmete.

Mit Waechter ist einer aus der alten Satireschule verstorben. Echte Nachfolger für seinen intelligenten Humor sind in Deutschland jedoch kaum auszumachen. Auch die Titanic ist schließlich nicht mehr wirklich komisch. (aha)

Toll war’s!

Popkomm. Die Musikmesse ist letztes Wochenende in Berlin zu Ende gegangen. Das vorläufige amtliche Endergebnis der Veranstaltung lautet: Der Musikindustrie geht es immer noch nicht besser. (aha)