Deutsches Haus

Die Polizei meldete am 9. Januar die Beschädigung zweier jüdischer Einrichtungen in Berlin. An einem Gebäude in der Straße Am Rupenhorn in Charlottenburg wurden zwei Millimeter große Löcher in der äußeren Scheibe der Thermoverglasung gefunden. Vermutlich wurde mit einer Luftdruckpistole auf die Fenster geschossen. In der Schönhauser Allee im Prenzlauer Berg warfen Unbekannte einen Pflasterstein durch eine Scheibe des Lapidariums auf dem jüdischen Friedhof. Das Gebäude aus Granit, Stahl und Glas schützt 64 wertvolle Grabsteine vor der Witterung. Die Kriminalpolizei ermit­telt in beiden Fällen. Am Abend des 7. Januar brachen Unbekannte in ein islamisches Zentrum in Paderborn (Nordrhein-Westfalen) ein. Sie zerbrachen die Fensterscheiben, durchwühlten die Räume und legten vermutlich ein Feuer. Der Auf­enthaltsraum brannte nach Angaben der Polizei aus. Die Brandursache konnte noch nicht eindeutig geklärt werden. Ein konkreter Hinweis auf einen rassistischen Hintergrund der Tat liegt nicht vor. Der Staatsschutz ermittelt dennoch. In der Nacht zum 6. Januar ging ein 27jäh­riger Deutscher aus einer Gruppe von zunächst vier Personen auf einen Mann aus der Côte d’Ivoire los, der an einer Haltestelle in Magdeburg (Sachsen-Anhalt) stand. Der Ivorer flüchtete zunächst in eine Imbissstube. Später entwickelte sich eine Schlägerei zwischen dem Deutschen, zu dem sich zehn weitere gesellt hatten, und dem Schwarzen, dem etwa 20 Afrikaner verschiedener Nationalitäten aus einem Internetcafé zur Hilfe kamen. Zwei der Deutschen wurden verletzt. Die Polizei schließt einen »fremdenfeindlichen Hintergrund« nicht aus. Vier der deutschen Männer sind nach Polizeiangaben der rechten Szene zuzuordnen. Gegen einen von ihnen wurde ein Verfahren wegen Tragens eines T-Shirts der Marke Thor Steinar eingeleitet. Einer der Beschuldigten behauptete, der Ivorer habe »mit einem Knüppel in der Hand verbal provoziert«. In den frühen Morgenstunden des 5. Januar griff ein Unbekannter einen schwar­zen Zeitungsboten in der Pichelsdorfer Straße im Berliner Stadtteil Spandau an. Er soll den 36jährigen zunächst als »Neger« beschimpft und dann auf ihn eingeschlagen haben. Da nach Angaben der Polizei »ein fremdenfeindlicher Hintergrund nicht auszu­schlie­ßen ist«, hat der Polizeiliche Staatsschutz die Ermittlungen übernommen. Der Zeitungszusteller erlitt Prellungen am Oberkörper und am Arm. Nach vorläufigen Zahlen des Bundesinnenministeriums aus der vorigen Woche sind 9 206 rechte Straftaten in den ersten zehn Mo­naten des Jahres 2007 verzeichnet worden. Das sind 9,3 Prozent weniger als im gleichen Zeitraum 2006, dem Jahr mit der höchsten Zahl, die bisher in Deutschland registriert wurde. 557 rechte Gewalt­taten wurden Januar bis Oktober 2007 begangen, 6,1 Prozent weniger als im Vorjahr. In diesem Zeitraum erhielten 16 rechte Täter einen Haftbefehl, in den zehn Monaten des Vorjahrs waren es 22.

eb