Nachrichten

Deutsche Ahnenkunde

Guido Knopp. »Wir produzieren keine Sechsteiler über den Nationalsozialismus mehr. Sie sind mittlerweile TV-Geschichte«, hat Guido Knopp, der Redaktionsleiter für Zeitgeschichte des ZDF, in der vergangenen Woche verlautbart. Das ist einerseits natürlich erfreulich. Nach »Hitlers Helfer«, »Hitlers Krieger« und »Hitlers Frauen« droht also keine Fortsetzung des für Knopp typischen, einfühlsamen Nazikitsches.

Andererseits hat der »Fernsehhistoriker« Zeit, sich neuen Vorhaben zu widmen: Zum 20. Todestag von Franz-Josef Strauß zeigt Knopps Abteilung ein zweiteiliges Porträt des bayerischen Erzkonservativen, auch Joschka Fischer wird eine Sendung gewidmet. Das diesjährige Opus magnus ist aber die für den Herbst geplante Serie »Die Deutschen«. Die in Knopps Sendungen zum Nationalsozialismus vermittelte Erkenntnis, dass Opa im Grunde doch kein allzu schlechter Kerl war, wird also auch auf den Uropa übertragen. Und den Ururopa. Und den Urururopa. mst

Hands im Unglück

Krise der Musikindustrie. »I can’t stand those useless fools«, sang Johnny Rotten 1977 über die Verantwortlichen der Plattenfirma EMI. Sie machen auch über 30 Jahre nach der Feststellung des Sängers der Sex Pistols nicht durch bedachte Entscheidungen auf sich aufmerksam.

Angesichts der desaströsen Verkaufszahlen plant Guy Hands, dem EMI gehört, einen Teil der weltweit 5 500 Beschäftigten zu entlassen. Bis 2012 will er die Werbeausgaben um 28 Millionen Pfund verringern. Das ist natürlich besonders schlau, ist doch eine große Marketingabteilung der letzte Vorteil, über den ein Majorlabel verfügt, um in der Masse der Angebote auf seine Produkte aufmerksam zu machen. Des Weiteren hat Hands »faulen Künstlern« mit dem Rauswurf gedroht. Paul McCartney und Radiohead sind aber schon freiwillig gegangen, Robbie Williams bestreikt zurzeit das Label. Es ist amüsant, der Musikindustrie in ihrer derzeitigen Hilflosigkeit zuzusehen. EMI hat die Vorreiterrolle übernommen und demontiert sich einfach selbst. mst

Sie wollen nur spielen

Neue Studie. Der Computerspieler verfügt nicht über den allerbesten Ruf. In den Medien ist meist von einer fahlen, schlaffen Gestalt in einem abgedunkelten, muffigen Zimmer die Rede, die zu sozialen Kontakten unfähig ist und irgendwann Amok läuft.

In dem soeben erschienenen Sammelband »Die Computerspieler. Studien zur Nutzung von Computergames« kommen Medien- und Sozialwissenschaftler zu anderen Einsichten. Computerspieler seien kommunikative Menschen, die hohe Ansprüche stellten, wenn es um ihre Betätigung in der Freizeit geht. Gerade bei Online- oder Netzwerkspielen stehe nicht der Inhalt im Vordergrund. Vielmehr erlaubten sie den Spielern, Freundschaften zu pflegen und sich auszutauschen. Und auch der Anhänger des Ego-Shooters ist anscheinend ein harmloser Zeitgenosse: »Baller- und Abschießspiele sind eingebunden in expressive Verhaltensmuster, gekoppelt an Witz, Spaßmachen und Albernheiten.« mst

Küsschen von Mama

Eminem. Rapper kann man nur schwer blamieren. Einem Großteil des Personals im HipHop dürfte ja so gut wie nichts peinlich sein. Dennoch hat es Debbie Nelson geschafft. Ihr Sohn Marshall Mathers, besser bekannt als Eminem, hat ihr in seinen Texten allerlei üble Charakterzüge unterstellt. In dem kürzlich erschienenen Buch »My Son Marshall, My Son Eminem – Setting The Record Straight On My Life As Eminem’s Mother« erzählt sie ihre Version der Geschichte, in der Eminem nicht allzu gut wegkommt. Und was am schwersten wiegt: In der Fotocollage auf dem Umschlag des Buches gibt sie ihrem Sohn einen Kuss auf die Wange. Das Image des harten White-Trash-Jungen dürfte ruiniert sein. mst