Glaubt!

Der letzte linke Student glaubt nicht mehr. Ja, hat der letzte linke Student denn je geglaubt? Ja, der letzte linke Student hat geglaubt. Aber: Darf denn ein Linker überhaupt glauben? Ja, ein Linker darf glauben. Doch nur: wenn er an was Konkretes glaubt. Denn Unkonkretes: ist abstrakt. Und also: nicht da. So wie die Kybernetik. Oder der Kubismus. Oder das Kristentum. Und an was hat der letzte linke Student denn nun geglaubt? Der letzte linke Student hat an die Liebe geglaubt! Mehr noch: Er war regelrecht verliebt in die Liebe. Und zwar: in die Liebe zur neuen schönsten Studentin.
Doch: Die neue schönste Studentin ist nicht nur nicht links. Schlimmer: Sie ist vielleicht sogar rechts. Weil: der letzte linke Student hat erfahren, dass die neue schönste Studentin nicht mehr politisch arbeitet. Und lieber: ihre Magisterarbeit macht. Dabei: gibt es Magisterarbeiten doch fast gar nicht mehr! Noch schlimmer ist: Die neue schönste Studentin denkt folglich an ihre Karriere. Und Karriere: ist der Feind der Politik.
Vor allem allerdings beweist dies: das. Und das ist: »Die neue schönste Studentin liebt mich nicht, denn sie interessiert sich nicht für Poli­tik. Politik aber ist das Wesen des Revolutionärs, sie ist gewissermaßen seine Seele. Wenn nun jemand die Politik des Revolutionärs verachtet, so muss der Revolutionär diesen Jemand verachten. So erzwingt es der Glaube an die Revolution!« So steht es im besonderen Notizbuch. Und daher ist es nichts als klar und wahr. Aber: das heißt, dass der letzte linke Student doch glauben kann. Nur eben nicht: an die Liebe. Sondern: an etwas Konkretes. Und Konkretion: ist ja eh immer besser. Und auch wir wissen schon, dass wir lieber den Spatz in der Hand haben als die Taube auf dem Dach.