Alles Müll

Gustavo Petro ist der gewählte Bürgermeister von Bogotá. Doch seit Wochen kämpft der ehemalige Guerillero der Or­ganisation M-19 um seine politische Zukunft. Im Dezember 2012 hatte Petro eine »Revolution« in der öffentlichen Müll­entsorgung verkündet und die Müllabfuhr in die Hände privater Unternehmen gelegt. Diese sollten fortan den Abfall der neun Millionen Einwohner der Metropole abholen, sortieren und recyceln. Doch die Reform, die viele kleine Recycling-Genossenschaften begünstigte, lief nicht sonderlich gut an. Mehrere Tage stapelte sich der Müll im Zentrum der Hauptstadt, bis das neue System langsam zu funktionieren begann. Für diese Übergangsprobleme wird Petro nun mit fast zweijähriger Verzögerung verantwortlich gemacht. Alejandro Ordóñez, der höchste Kontrolleur der staat­lichen Institutionen, dessen Hauptaufgabe es ist, gegen Korruption vorzugehen, bezichtigt Petro des Missmanagements, enthob ihn des Amtes und verhängte gegen ihn ein 15jähriges politisches Betätigungsverbot. Der Konservative Ordóñez ist ein guter Bekannter des ehemaligen Präsidenten Álvaro Uribe Vélez, berüchtigt für sein hartes Vorgehen im Kampf gegen Guerillas und den Drogenhandel.
Der 53jährige Petro war Ende 2011 mit 32 Prozent der Stimmen ins zweitwichtigste Amt Kolumbiens gewählt worden und zählt zu den einflussreichsten Linken des Landes. Als Senator hat er zahlreiche Verbindungen zwischen paramilitärischen Gruppen und Anhängern des damaligen Präsidenten Uribe aufgedeckt. Folgerichtig vermuten in Bogotá viele Linke ein Komplott gegen Petro, Tausende Menschen gingen für seine Wiedereinsetzung auf die Straße. Doch offenbar haben sich nicht nur Ordóñez und Uribe gegen Petro verschworen. Wie Recherchen des Hauptstadtsenders Canal Capital Anfang Januar aufdeckten, soll es auch bei den öffentlichen Müllunternehmen Unregelmäßigkeiten gegeben haben. Bei der Umstellung der Müllentsorgung soll es zu absichtlichen Fehlern der vorher verantwortlichen Unternehmen gekommen sein. Das Chaos habe dafür sorgen sollen, dass das neue Müllkonzept sofort wieder in der Schublade verschwindet. Dass es nicht so weit kam, ist dem Bürgermeister zu verdanken. Er wehrt sich derzeit in Bogotá gegen seine Absetzung und hat immerhin ein Gericht gefunden, das die Entscheidung für nichtig erklärt hat. Doch damit ist die Farce um den Müll noch nicht zu Ende. Der nächste Akt kommt bestimmt.